Zu der immer sich wieder stellenden Frage: Dürfen wir uns ein Bild von Gott machen?

Beide Zitate sind dem Katechismus der Katholischen Kirche entnommen, sie stehen unter Nr. 2132 wie folgt:

„Die christliche Bilderverehrung widerspricht nicht dem ersten Gebot, das Götzenbilder verbietet. Denn „die Ehre, die wir einem Bild erweisen, geht über auf das Urbild“ (Basilius, Spir. 18,45), und „wer das Bild verehrt, verehrt in ihm die Person des darin Abgebildeten“ (2. K. v. Nizäa: DS 601) [Vgl. K. v. Trient: DS 1821-1825; 2. Vatikanisches Konzil: SC 126; LG 67]. Die Ehre, die wir den heiligen Bildern erweisen, ist eine „ehrfürchtige Verehrung“, keine Anbetung; diese steht allein Gott zu.“ „Die Gottesverehrung wird nicht den Bildern als Ding zuteil, sondern nur insofern sie Bilder sind, die zum menschgewordenen Gott führen. Die Bewegung, die sich auf das Bild als Bild richtet, bleibt nicht in diesem stehen, sondern strebt zu dem, dessen Bild es ist“ (Thomas v. A., s. th. 2-2, 81,3, ad 3).

 

Dürfen wir uns ein Bild von Gott machen?

Ist die Theologie nicht ein Verstoß gegen das 2. Gebot, weil sie versucht, Gott zu erklären und sich ein Bild von ihm zu machen? Bringt uns das nicht weiter von Gott weg?

In der Tat, in der Bibel steht: „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben ...“ (Ex 20,4). Aber hier sind zunächst einmal die konkreten Götterstatuen gemeint, von denen Israel umgeben ist; diese Bilder sind für die Gottesvorstellung von Israel nicht maßgeblich. Im Neuen Testament finden wir dagegen eine andere Aussage: „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15). Wir Christen haben durchaus ein „Gottesbild“: der lebendige, menschgewordene Sohn Gottes. Die Aussage des Schöpfungsberichtes, dass der Mensch Abbild Gottes ist, ist in Jesus zur letzten Erfüllung gekommen.

So ist und bleibt der lebendige Mensch das Gottesbild schlechthin, grundgelegt in der Menschwerdung des Gottessohnes. Etwas, wovon wir uns überhaupt kein Bild machen können, bleibt uns fremd, hat keine Wirkung auf unser Leben. Darum ist es durchaus nötig, dass wir uns ein Bild von Gott machen, wissend, dass alle diese Bilder nur mehr oder weniger etwas von Gott sehen lassen. Hier hat Theologie ihre entscheidende Aufgabe. Sie tut das, wozu der Apostel Petrus die Gläubigen aufruft: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15). Rede und Antwort stehen, sagen zu können, was „Sache“ des Glaubens ist, und das in einer Sprache, die die Menschen auch verstehen können, dazu soll Theologie helfen.