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27.05.2017

Ein Wort vom Erzbischof Luigi Negri aus Italien an die 23 Jugendlichen des Terroranschlages in Manchester

Arme Kinder

Der emeritierte Erzbischof Luigi Negri von Ferrara, Italien, publizierte in La Nuova Bussola Quotidiana einen Brief an die 23 jugendlichen Opfer des Terroranschlags in der Arena von Manchester. Der Titel des Beitrages lautet: „Arme Kinder einer Gesellschaft, die das Böse nicht anerkennt.“ Negri gehört zum kleinen katholischen Flügel der italienischen Bischöfe.

Nur zwei Dinge

Negri schreibt den Opfern: „Ihr wurdet geboren, oft unerwünscht, und niemand erklärte Euch angemessene Gründe, wozu wir leben. Man sagte Euch nur zwei Dinge: dass Ihr tun könnt, was Ihr wollt, weil jeder Wunsch ein Recht ist, und, dass es wichtig ist, die größtmögliche Menge an Konsumgütern zu besitzen.“

Der Teufel

Negri stellt fest, dass man den Opfern nie erklärt hat, dass es das Böse gibt. Zitat: „Das Böse ist eine Person, nicht ein Reich von Kräften oder Energien. Es ist eine Person. Dort, während des Konzertes, kauerte sich diese Person nieder.“

Tödliches Schweigen

Über die bevorstehenden Beerdigungen sagt Negri den Opfern: „Macht Euch keine Sorgen, man hat Euch nicht geholfen zu leben, aber Ihr bekommt ein erstklassiges Begräbnis, bei dem eine windelweiche, säkulare Rhetorik einen Kraftakt hinlegen wird. Alle Autoritäten werden schweigend dastehen, leider auch die religiösen.“

Negri erklärt weiter: „Natürlich wird die Abdankungsfeier im Freien abgehalten werden, denn in unserer Zeit ist die Natur der einzige Tempel.“ Und – Zitat: „Man zelebriert keine Beerdigungen mehr in der Kirche, weil man jetzt gemäß den scharfsinnigen Worten von Kardinal Sarah in den katholischen Kirchen die Beerdigung Gottes zelebriert.“

Plüschtiere

Zitat Negri: „Man wird nicht vergessen, Eure Plüschtiere, Erinnerungen an Eure Kindheit und an Eure frühe Jugend, auf den Gehsteig zu stellen. Danach wird alles in der Rhetorik jener archiviert werden, die im Angesicht solcher Tragödien nichts zu sagen haben, weil sie im Angesicht des Lebens nichts zu sagen haben.“

Negri hofft — Zitat — „dass wenigstens einige dieser kulturellen, politischen politischen und religiösen Gurus schweigen und uns nicht mit ihren üblichen Reden überfahren werden, indem sie sagen, dass das 'kein Religionskrieg ist' und dass 'die Religion aus ihrem Wesen heraus offen für den Dialog und das gegenseitige Verständnis ist‘.“

Ein vergeudetes Leben

Erzbischof Negri endet mit einem Versprechen: „Ich bin ein alter Bischof, der immer noch an Gott, an Christus und an die Kirche glaubt. Am Tag Eurer Beerdigung werde ich die Messe für Euch lesen, damit Ihr — wie immer Ihr Eure Religion praktiziert habt — auf der anderen Seite das süße Gesicht der Muttergottes antreffen möget. Sie möge Euch umarmen und Euch für Euer vergeudetes Leben trösten, vergeudet nicht durch Eurer Schuld, sondern durch die Schuld der Erwachsenen.“

https://www.gloria.tv/video/i12LCnyjCPCr4ywuUf7eF3nko