MARIA ROSA MYSTICA

Predigt zum Herz Jesu Freitag in der Fastenzeit

4. März 2016, Montichiari-Fontanelle  

Liebe Wallfahrer,

in der Fastenzeit werfen wir einen besonderen Blick auf die Passion, das Leiden unseres Herrn. Mit dem heutigen Evangelium (Joh 19,31-37) betrachten wir besonders einige Geschehnisse am Kalvarienberg. Die drei Kreuze sind aufgerichtet. In der Mitte Jesus. Die Soldaten zerschlagen mit Knüppeln den beiden noch lebenden Verbrechern rechts und links von Jesus die Beine. Durch die grausamen Schmerzen, soll der Tod schneller eintreten. Die Toten – so lesen wir -  sollen dann sofort abgehängt werden, damit die Feierlichkeiten des Pascha Festes nicht durch den Anblick von Leichen getrübt werden. Das fordern die Juden. Doch Jesus müssen die Beine nicht gebrochen werden, er ist schon tot. Nach der brutalen Geißelung durch die Soldaten des Herodes schwanden die Kräfte des Herrn am Kreuz schnell. Er gab seinen Geist dem Vater zurück. Doch damit nicht genug. Vor den entsetzten Augen der Umstehenden, vor allem seiner Mutter Maria, wird Jesus mit einer Lanze das Herz durchbohrt. Das sind eine Schändung des Leichnams und eine erneute Demütigung des Herrn. Wir hatten ja im Zusammenhang mit der Leichenverbrennung kürzlich darüber gesprochen: Das ist Gewalt am Leichnam! Das Schänden von Toten gehört mit zu den schlimmsten Greul und ist Zeichen tiefsten Heidentums. Der Lanzenstoß ist deshalb nicht unbedeutend. Hinzu kommt die Absicht: Man will „sicherstellen“, dass Jesus tot ist, „sicherstellen“, dass der Auftrag erledigt wurde.

Liebe Gläubige, ist das nicht ein Bild für unsere gottlose Gesellschaft? Man will „sicher-sein-vor-Gott“. Sicher sein, dass die Wahrheit verstummt. Sicher sein, dass Gott bloß nichts mehr zu sagen hat. Mit der Lanze der Gottlosen wird heute immer wieder zugestochen. Immer wieder sollen die wenigen verbliebenen Gläubigen selbst getroffen werden. Sie wissen das! Die Angriffe sind vielfältig: „Du gehst schon wieder zur Heiligen Messe!“ „Schon wieder eine Wallfahrt, Du warst doch im Februar erst!“ „Jetzt redest Du wieder vom Glauben!“. Der Lanzenstoß geht aber noch viel tiefer. Festfreude entsteht bei den Modernisten, wenn wieder ein Teil der traditionellen katholischen Doktrin zerschlagen wird. Wenn jetzt, seit Neustem, Todsünder zur hl. Kommunion dürfen, sogar noch gesegnet werden. Dann ist der Lanzenstoß erfolgt. Mit der eingeführten „Von-Fall-zu-Fall-Moral“, also einmal so und dann wider so, kann man vor Gott sicher sein. Man kann sicher sein, dass er nicht mehr reinredet. Dann entscheidet nämlich der Mensch! Oder denken wir noch an die Massaker des Islam an Christen in aller Welt. Die wollen auch sicher sein vor Gott.

Dabei, wir wissen das, wird nun am Kreuz etwas Neues entstehen. Wir wissen: Die Liebe Christi kann nicht ausgelöscht werden. Und so fließen aus der Seite Jesu das Kostbare Blut der Erlösung und das Wasser der hl. Taufe, die Neugeburt im Heiligen Geist. Das Heiligste Herz Jesu wird damit zum Ursprung des neuen Lebens, so wie der schmale Steg zur Arche Noah zur Rettung vor der Sintflut wurde. Am Kreuz entsteht also Neues. Dazu gehört auch, dass der Schädel Adams und alle Toten der Vorhölle mit dem Kostbaren Blut besprengt und belebt werden. Sie kennen bestimmt Bilder, auf denen man unten, am Fuß des Kreuzes, einen Totenschädel sieht und ein paar Knochen. Das sind die Knochen Adams und die werden nun mit dem Kostbaren Blut Christi auferweckt. Die Schädelstätte, Golgotha, wird damit zum Neuen Paradies und die Vorhölle zum bewässerten Garten.

Hinzu kommt ein weiteres: Jesus Christus wird selbst als der neue Adam bezeichnet und Maria, ist die neue Eva. Beide haben sich mit ihren Herzen geistlich vermählt und sie schenken nun der Welt die geistigen Kinder der Kirche. Übrigens sei hier gesagt: die geistliche Vermählung, die geistliche Vereinigung ist das erstrebenswerte Ziel, nicht die körperliche! Die geistliche Vereinigung ist die edelste und vollkommenste Vereinigung. Und das geht heute vielen nicht mehr ein, leider auch sogenannten modernen Katholiken nicht, dass ganz gottgeweihte Menschen eine geistliche Vereinigung suchen, die im Zölibat gelebt wird. Im Himmel wird nicht geheiratet, sagt der Herr (Lk 20,27-40). Die geistliche Vereinigung wird der Normalzustand in der Ewigkeit. Die Herzen Jesu und Maria sind im Heiligen Geist vereint – was sonst? In dem Paradiesgarten auf Golgotha steht also Maria und wir verehren hier in Fontanelle Maria als die Rosa Mystica. Als geheimniserfüllte und geheimnisverströmende Mutter werden schließlich geistlich ihre Kinder geboren. Maria Rosa Mystica wird zur Mutter der Kirche.

Wenn wir nach der Bußprozession, am Gnadenkreuz ankommen und die fünf Wunden des Herrn verehren, dann denken Sie bitte daran, dass aus diesen fünf Wunden das Neue Paradies entsteht. Wir singen darum nicht zuerst das Te Deum, das „Großer Gott, wir loben dich“, sondern wir singen es erst nach der Verehrung der fünf Wunden. Diese Wunden sind der Ursprung des neuen Lebens. Denken Sie daran, dass Sie den Paradiesgarten betreten. Das sehen wir auch, wenn dann die schönen Rosenkörbe und die Madonnen am Kreuzaltar stehen. Treten wir hinzu, zur Maria Rosa Mystica, die am Kreuz steht. Sie hat alles aus dem Heiligsten Herzen Jesu erhalten. Sie will als Mittlerin aller Gnaden, Heiligen Geist in unsere Seelen, in die Kirche fließen lassen. Im Paradies schenkt die Rosa Mystica alles weiter, was die Kirche an geistlichem Leben benötigt. Und so müssen wir den Gottlosen sagen: „Hängt die Kreuze nicht ab! Ihr müsst sonst ein zweites Mal das Paradies verlassen und dann für ewig! Zerstören könnt ihr den Garten eh nicht. Versucht nicht durch Lanzenstöße Gott zu töten, sondern schaut auf das Heiligste Herz Jesu. Dann seid ihr im Neuen Paradies, indem es das Leben gibt!“

Liebe Gläubige, so bitten wir die Gottesmutter Maria, die Rosa Mystica in dieser Stunde auch für uns. Nach der Prozession unseres Lebens, wenn unser Leben ans Ziel gelangt, dann möchten wir mit ihr auf das Heiligste Herz ihres Sohnes schauen. Unsere Hoffnung soll es sein, einmal mit unserer lieben Mutter in dem Paradiesgarten des Himmels zu stehen. So bitte denn für uns, Maria Rosa Mystica.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.