31.05.2017

Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 31.05.2017

Nachdem er zu seinem Vater gesagt hat: „Ich bin nicht mehr in der Welt, [...] und ich gehe zu dir.“ (Joh 17,11), vertraut unser Herr seinem Vater diejenigen an, die seiner körperlichen Anwesenheit beraubt sein werden: „Heiliger Vater, bewahre in deinem Namen, die du mir gegeben hast.“ Als Mensch bittet Jesus Gott für die Jünger, die er von Gott erhalten hat. Doch geben wir acht auf das Folgende: „[...] damit sie eins sind wie wir.“ Er sagt nicht: Damit sie eins seien mit uns, oder: Damit wir, sie und wir, nur eine Sache seien, wie wir eins sind, sondern: „Damit sie eins sind wie wir.“ Damit sie eins sind in ihrer Natur, wie wir eins sind in unserer. Diese Worte erfordern, um wahr zu sein, dass Jesus so gesprochen hat, weil er eine selbe göttliche Natur hat wie sein Vater, wie er auch sagt: „Mein Vater und ich sind eins.“ (vgl. Joh 10,30). Nach seiner menschlichen Natur hat er gesagt: „Mein Vater ist größer als ich.“ (vgl. Joh 14,28), doch da in ihm Gott und Mensch nur eine einzige und selbe Person bilden, so verstehen wir, dass er Mensch ist, weil er betet, und verstehen wir ebenfalls, dass er Gott ist, weil er eins ist mit dem, zu dem er betet [...]

„Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.“ Er hatte die Welt noch nicht verlassen, er war immer noch in ihr, doch da er sie bald verlassen sollte, war er sozusagen schon nicht mehr von ihr. Was aber ist das für eine Freude, von der er will, dass seine Jünger ganz erfüllt seien? Er hat es schon weiter oben erläutert, als er sagt: „Damit sie eins sind wie wir.“ Er verheißt ihnen diese Freude, die seine Freude ist und die er ihnen gegeben hat, und er verheißt ihnen ihre Vollendung; und deshalb spricht er von ihr „in der Welt“. Diese Freude ist der Friede und das Glück der zukünftigen Welt. Um sie zu erlangen, müssen wir in dieser Welt bescheiden, gerecht und fromm leben.