30.04.2017

Hl. Bernhard von Clairvaux (1090 — 1153) , Kirchenlehrer zur Wachsamkeit im Heiligen Geist

Der Prophet Elischa hatte seinerzeit seinen Lehrer Elija um zwei Anteile seines Geistes gebeten; das aber war nur möglich, wenn er den Moment miterleben würde, wo Elija in den Himmel emporfahren würde (2 Kön 2,9-10)... Diese Geschichte ist auch für uns erzählt. Wir werden unterwiesen und ermahnt, wachsam auf unser Heilswerk bedacht zu sein, das der Heilige Geist mit der wunderbaren Zartheit und Liebenswürdigkeit seiner göttlichen Kunst unaufhörlich in unserem Innersten betreibt. Niemals möge, ohne dass es uns zu Bewusstsein kommt, die Salbung, unsere Lehrmeisterin, die uns in allem unterweist, von uns genommen werden, wenn wir nicht um die doppelte Gabe betrogen werden wollen. Niemals soll sie uns, wenn sie kommt, unvorbereitet finden, sondern stets mit einer Miene voll Erwartung und einem Herzen, das dem reichen Segen des Herrn offen steht. Wie sollen denn diejenigen sein, die er sucht? „Gleich den Menschen, die ihren Herrn erwarten, wenn er von der Hochzeit zurückkommt“ (Lk 12,36); kommt er doch von jenen reichen Genüssen der himmlischen Tafel niemals mit leeren Händen zurück.

Also muss man wachsam sein, wachsam zu jeder Stunde, da wir nicht wissen, in welcher Stunde der Geist kommen oder wieder weggehen wird. Der Geist geht und kehrt zurück, und wer steht, solange der Geist ihn hält, muss fallen, wenn er ihn verlässt. Aber er wird nicht zerschmettert werden, weil der Herr wiederum schützend seine Hand ausstreckt. Diesen ständigen Wechsel lässt er unaufhörlich denen zuteil werden, die geistlich gesinnt sind, oder vielmehr, die nach seinem Schöpferplan Kinder des Geistes sein sollen; er sucht sie am frühen Morgen heim und prüft sie jeden Augenblick (Ijob 7,18).