27.09.2017

Hl. Vinzenz von Paul (1581-1660), Priester, Ordensgründer und Tagesheiliger zum gefangenen Herzen

Wo ist das liebende Herz? In dem Ding, das es liebt – folglich da, wo unsere Liebe ist; da, wo unser Herz gefangen ist. Es kann davon nicht loskommen, es kann sich nicht mehr aufschwingen, sich nicht mehr nach rechts oder links bewegen: Es ist festgezurrt. Wo der Schatz des Geizigen ist, dort ist sein Herz; und wo unser Herz ist, da ist unser Schatz. Beklagenswert ist nur, dass diese Dinge, die uns gefangen nehmen, normalerweise sehr unwürdige Dinge sind.

 Was nun? Eine Lappalie, eine Einbildung, ein hartes Wort, das uns gilt, ein zu wenig freundlicher Empfang, eine unbedeutende Absage, die bloße Vorstellung, man nehme nicht groß Notiz von uns – all das verletzt uns und verstimmt uns in einem Maß, dass wir nicht mehr davon frei werden können. Die Eigenliebe kettet uns an diese eingebildeten Verletzungen, wir können nicht loskommen von ihnen, wühlen immer in ihnen herum – und warum? Weil wir Gefangene dieser Sucht sind. Was nimmt uns denn gefangen?… Sind wir in der „Freiheit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21)? Oder sind wir gefesselt an Hab und Gut, an Bequemlichkeit und Ehre?

 O mein Erlöser, du hast uns die Tür zur Freiheit aufgemacht, lehre uns sie zu finden. Lass uns die Bedeutung dieser Befreiung erkenne, lass uns Zuflucht bei dir nehmen, damit uns das gelingt. Erleuchte uns, mein Erlöser, damit wir sehen, an was wir gefesselt sind, und versetze uns bitte in die Freiheit der Kinder Gottes.