27.06.2017

Hl. Clemens von Rom, Papst (50 — 97) zum Evangelium vom 27.06.2017

„Der Weg, der zum Leben führt“

Das ist der Weg, meine geliebten Schwestern und Brüder, durch den wir das Heil gefunden haben: Jesus Christus, der Hohepriester, der unsere Opfergaben darbringt, Beschützer und Stütze in unserer Schwäche (Hebr 10,20; 7,27; 4,15). Durch ihn richten wir unsere Blicke in die Höhen des Himmels; durch ihn versenken wir uns wie in einem Spiegel in das reine und unaussprechliche Antlitz des Vaters; durch ihn wurden die Augen unseres Herzens geöffnet; durch ihn reckt sich unser begrenzter und verdunkelter Verstand dem Licht entgegen; durch ihn hat der Meister uns kosten lassen wollen von der unsterblichen Erkenntnis, da er „der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters ... ist... und um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt.“ (vgl. Hebr 1,3-4).

Betrachten wir unseren Leib: Das Haupt ist nichts ohne die Füße, und selbst die Füße sind nichts ohne das Haupt. Die Geringsten von unseren Gliedern sind notwendig und gut für den gesamten Leib, und alle dienen dem Heil des gesamten Leibes, indem sie mitarbeiten im Gehorsam, der sie eint (vgl. 1Kor 12,12 ff.). Stellen wir also das Heil des gesamten Leibes sicher, den wir in Christus Jesus bilden. Ein jeder unterwerfe sich deshalb seinem Nächsten, je nach der Geistesgabe, die er empfangen hat. Der Starke kümmere sich um den Schwachen, der Schwache respektiere den Starken. Der Reiche helfe dem Armen und der Arme danke Gott, der ihm jemanden gegeben hat, um ihm in seinem Unvermögen beizustehen. Der Weise zeige seine Weisheit nicht durch Worte, sondern durch gute Werke. Der Demütige beweise sich nicht selbst seine Demut, sondern überlasse das einem anderen. Der Keusche rühme sich nicht seiner Reinheit, da er weiß, dass ein anderer ihm die Keuschheit schenkt.

Denken wir also daran, meine Brüder, aus welcher Materie wir geboren wurden. Was waren wir denn, als wir in die Welt kamen? Aus welchem Grab, welcher Finsternis hat uns Der, der uns geformt und geschaffen hat, in diese Welt geführt, die ihm gehört? Denn er hatte seine Wohltaten schon vor unserer Geburt bereitgestellt. Und da wir von Ihm all dieses erhalten, wollen wir Ihm für alles danken.