26.07.2017

Hl. Johannes Chrysostomus (345 — 407), Kirchenlehrer zum Evangelium vom 26.07.2017

„Wer Ohren hat, der höre“

Im Gleichnis vom Sämann will uns Christus zu erkennen geben, dass sein Wort sich unterschiedslos an alle richtet. Wie der Sämann des Gleichnisses tatsächlich keinerlei Unterschied macht zwischen den einzelnen Böden, sondern in alle Richtungen den Samen auswirft, so unterscheidet der Herr nicht zwischen Armen und Reichen, Weisen und Narren, Nachlässigen und Strebsamen, Mutigen und Feiglingen. Vielmehr wendet er sich an alle und setzt seinerseits, obwohl er die Zukunft kennt, alle Hebel in Bewegung, um dann sagen zu können: „Was sollte ich tun, was ich noch nicht getan habe?“ (Jes 5,4)...

 Zudem erzählt der Herr dieses Gleichnis, um seinen Jüngern Mut zu machen und sie so weit zu bringen, dass sie nicht verzagten, selbst wenn die Zahl derer, die offen sind für das Wort, kleiner ist als die Zahl derer, denen das Wort nichts bedeutet. Der Herr hielt es selber genauso: obwohl er die Zukunft kannte, säte er beständig weiter.

 Wozu aber – wirst du sagen – wozu soll es gut sein, in die Dornen oder auf felsigen Boden oder auf den Weg zu säen? Wenn es um materielle Saat und materielles Erdreich ginge, wäre das sinnlos. Weil es sich aber um Seelen und das Wort Gottes handelt, ist das Säen höchst lobenswert. Zu Recht würde man einen Bauern tadeln, der so handelt. Felsiger Boden kann nicht zu Erde werden, Weg bleibt Weg und Dornen bleiben Dornen. Auf dem geistigen Terrain ist es aber nicht so: Fels kann fruchtbarer Boden werden; der Weg wird nicht mehr von Fußgängern festgetreten und kann ertragreicher Acker werden; Dornen können ausgerissen werden, so dass das Saatkorn ungehindert Frucht bringen kann. Wäre das nicht möglich, hätte der Sämann seine Körner nicht so ausgestreut, wie er es getan hat.