23.05.2017

Hl. Johannes Chrysostomus (349 — 407), Kirchenlehrer zum Verlangen nach Gott — 23.05.17

Das höchste Gut ist Gebet und Gespräch mir Gott: denn das ist die Gemeinschaft und Vereinigung mit ihm. Wie die Augen des Leibes erleuchtet werden, wenn sie Licht sehen, so wird der Geist erleuchtet, wenn er sich auf Gott richtet, angestrahlt von seinem unsagbaren Licht. Ich meine aber ein Beten, das nicht nur gewohnheitsmäßig ist und eingeschränkt wird auf bestimmte Zeiten und Stunden, sondern ein Beten das Tag und Nacht währt. Es genügt nicht, dass wir die Gedanken schnell auf Gott richten, wenn wir uns dem Gebet zuwenden. Auch wenn jemand mit gewissen Pflichten befasst ist und mit der Sorge für den Armen und andere Sorgen oder mit nützlichen Werken der Wohltätigkeit, immer soll er damit das Denken an Gott und das Verlangen nach ihm verbinden, damit sein Tun durch die Gottesliebe gleichsam wie mit Salz gewürzt und so für den Herrn aller Dinge eine angenehme Speise wird. …

Wenn ich von Gebet spreche, denke ich nicht an Worte. Es ist vielmehr ein Verlangen nach Gott, eine unsägliche Liebe, die nicht aus dem Menschen kommt, sondern von der göttlichen Gnade. Der Apostel schreibt: Wir wissen nicht, wofür wir in rechter Weise beten sollen: der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Wenn der Herr jemandem dieses Gebet schenkt, dann ist das für ihn ein Schatz, der ihm nicht genommen werden kann, eine Speise vom Himmel, welche die Seele sättigt. Wer von ihr genießt, dessen Herz wird von ewiger Sehnsucht nach Gott wie von einem heißen Feuer entzündet.