22.12.2017

Hl. Ludwig-Maria Gringnion de Montfort (1673-1716), Prediger, Ordensgründer zum Evangelium vom 22.12.2017

„Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut“

Maria hat ein sehr verborgenes Leben geführt; deshalb haben der Heilige Geist und die Kirche sie „Alma Mater“ genannt: eine Mutter, die verborgen und zurückgezogen lebt. Ihre Demut war so tief, dass ihr stärkstes und beständigstes Streben auf Erden darin bestand, sich vor sich selber und vor jedem anderen Geschöpf zu verbergen, um allein von Gott erkannt zu werden.

Um ihre Bitten um Verborgenheit, Armut und Demut zu erfüllen, wollte Gott sie vor fast allen Menschen verbergen: ihre Empfängnis, ihre Geburt, ihr Leben, ihre Mysterien, ihre Auferweckung und Aufnahme in den Himmel. Nicht einmal ihre Eltern kannten sie, und die Engel fragten einander oft: „Quae est ista? Wer ist diese?“ (Hld 6,10), weil der Allerhöchste sie vor ihnen verbarg; selbst wenn er ihnen etwas enthüllte, so war das, was er vor ihnen verbarg, doch unendlich mehr.

Wie viel Großes und Verborgenes hat der mächtige Gott in diesem bewundernswerten Geschöpf doch gewirkt! Sie selber muss trotz ihrer tiefen Demut bekennen: „Der Mächtige hat Großes an mir getan“. Die Welt kennt sie nicht, weil die Welt dazu nicht fähig noch dessen würdig ist.