20.10.2017

Hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407), Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer zum Evangelium vom 20.10.2017

„Fürchtet euch nicht“

Zahlreich sind die hohen Wellen und laut grollt das aufsteigende Gewitter; doch was macht das schon? Ich fürchte mich nicht vor dem Schiffbruch, denn ein Fels ist meine Stütze. Möge das Meer doch außer Rand und Band geraten, so wird es doch den Felsen nicht brechen können; mögen die Fluten steigen, sie können das Boot Jesu nicht verschlingen. Ich frage euch, meine geliebten Brüder und Schwestern, was soll ich fürchten, vor was soll ich Angst haben? Den Tod? „[…] für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn“ (Phil 1,21). Das Exil? „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt“ (Ps 23 (24),1). Die Beschlagnahmung meines Besitzes? „[…] wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen“ (1 Tim 6,7). [...] Wenn ihr euch schwer tut, diesen Worten Glauben zu schenken, dann glaubt aufgrund der Tatsachen. Wie viele Tyrannen haben versucht, die Kirche zu vernichten? [...] Doch all das hat sie nicht besiegt. Jene unerbittlichen Verfolger: wo sind sie denn geblieben? In Vergessenheit geraten. Und die Kirche: wo ist sie verblieben? Hier ist sie, mit ihrem wie die Sonne hell erstrahlenden Glanz [...]

„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). [...] Ich habe das Wort Christi erhalten, seine Schrift liegt in meinen Händen; ich stütze mich nicht auf menschliches Vermögen. Sein Wort ist meine Waffe, meine Verteidigung, meine Zuflucht. Sollte auch die ganze Welt zu beben anfangen, so habe ich doch sein Wort, seine Botschaft: darin ist meine Festung und meine Zuflucht. „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Christus ist bei mir, vor was sollte ich mich fürchten? Die entfesselten Fluten, die Raserei der Wellen, der aufwallende Zorn der Herrscher: all das wiegt nicht schwerer wie ein Spinnennetz.