19.11.2017

Hl. Hieronymus (347-420), Priester, Bibelübersetzer und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 19.11.2017

„Ein Mann ... rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an“

Dieser vermögende Mann ist zweifellos Christus. Nach seiner Auferstehung hat er die Apostel vor seiner siegreichen Himmelfahrt zum Vater zu sich gerufen und ihnen die Lehre des Evangeliums anvertraut. Dem einen gab er mehr, dem anderen weniger, niemals jedoch zu viel oder zu wenig, sondern immer so, wie es die Kräfte derjenigen zuließen, die von ihm empfingen. In gleicher Weise sagt der Apostel Paulus, dass er jene mit Milch ernährt hat, die keine feste Nahrung zu sich nehmen konnten (vgl. 1Kor 3,2)...

Fünf Talente, zwei Talente, ein Talent: Wir können darunter die verschiedenen Gnadengaben verstehen, die jedem zugeteilt wurden, also dem ersten etwa die fünf Sinne, dem zweiten das Verständnis des Glaubens und der Werke, dem dritten den Verstand, der uns von den anderen Geschöpfen unterscheidet. „Der die fünf Talente erhalten hatte, begann mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu.“ Das heißt, dass er mit Hilfe der physischen und erfahrbaren Sinne, die er empfangen hatte, das Verständnis der himmlischen Dinge hinzuerwarb. Sein Verstand erhob sich von den Geschöpfen zum Schöpfer, vom Körperlichen zum Unkörperlichen, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Vergänglichen zum Ewigen. „Der die zwei erhalten hatte, gewann zwei andere dazu.“ Auch dieser hat, wie es in seinen Kräften steht, in der Schule des Evangeliums verdoppelt, was er in der Schule des Gesetzes gelernt hatte. Man könnte auch sagen, er hat verstanden, dass das Verständnis des Glaubens und der Werke des gegenwärtigen Lebens zur zukünftigen Glückseligkeit führt.

„Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.“ In Beschlag genommen von den irdischen Werken, von den Gelüsten dieser Welt, hat der schlechte Diener die Gebote Gottes vernachlässigt. Bemerken wir allerdings auch, dass er es nach einem anderen Evangelisten in ein Tuch einschlug: Darunter kann man verstehen, dass er der Lehre des Herrn ihre Kraft nahm durch ein Leben in Weichheit und Lust...

Mit demselben Lob empfängt der Herr die beiden ersten Diener... „Komm“, so sagt er, „gehe ein in die Freude deines Herrn und empfange, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und was in keines Menschen Herz gelangt ist“ (vgl. 1Kor 2,9). Kann man einem treuen Diener einen größeren Lohn geben?