19.07.2017

Hl. Hilarius (315 — 367), Bischof von Poitiers und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 19.07.2017

„Niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“

Vom Vater kommt alles, was existiert. In Christus und durch Christus ist er der Ursprung von allem. Dazu empfängt er, was er ist, nicht von anderswo her, sein Sein kommt aus ihm selbst… Er ist unendlich, weil er nicht an irgendeinem Ort ist, sondern weil alles in ihm ist… Er ist immer vor der Zeit, die Zeit kommt von ihm. Wenn dein Denken ihn verfolgt und du glaubst, an den Begrenzungen seines Seins angekommen zu sein, wirst du ihn immer wieder finden; denn während du dich unablässig auf ihn zubewegst, liegt das Ziel, das du anstrebst, in immer noch weiterer Ferne… Das ist die Wahrheit über das Mysterium „Gott“, so stellt sich das unbegreifliche Wesen des Vaters dar… Um es wiederzugeben, kann das Wort nur schweigen; es zu ergründen ist dem Denken nicht möglich; es zu erfassen, ist die Intelligenz zu beschränkt.

Und doch gibt das Wort Vater sein Wesen wieder: er ist ganz Vater. Denn er empfängt eben nicht, wie die Menschen, das Vatersein. Er ist der ewig Ungezeugte… Erkannt wird er nur vom Sohn, da „niemand den Vater erkennt, nur der Sohn, und der, dem der Sohn es offenbaren will“, „niemand erkennt den Sohn, nur der Vater.“ Beide kennen einander, und das gegenseitige Erkennen ist vollkommen. Da also „niemand den Vater erkennt, nur der Sohn“, so lasst uns vom Vater nur das denken, was der Sohn uns von ihm offenbart hat. Er allein ist der „treue Zeuge“ (Offb 1,5).

Es ist besser, an den Vater zu denken als von ihm zu reden. Denn Worte können seine Vollkommenheit nicht wiedergeben… Wir könnten nur seine Herrlichkeit erkennen, indem wir uns von ihm ein bestimmtes Bild machen und versuchen, es in unserer Vorstellungskraft zu präsentieren. Aber die menschliche Sprache spürt ihr Unvermögen, und Worte geben die Wirklichkeit nicht so wieder, wie sie ist… Und so müssen wir darauf verzichten, Gott begrifflich zu erfassen, auch wenn wir ihn erkennen. Keine Worte könnten Gott beschreiben, so wie er ist, oder seine Größe in Worte kleiden… Wir müssen an ihn glauben, versuchen ihn zu verstehen und ihn anzubeten: damit sprechen wir von ihm.