18.12.2017

Hl. Klara von Assisi (1193 o. 1194-1253), Ordensgründerin zur Wohnung Gottes

Seiner so liebenswerten Mutter hange fest an, die einen solchen Sohn geboren hat: Den die Himmel nicht zu fassen vermochten, den hielt sie im verschlossenen Kämmerlein ihres Leibes umfangen und trug ihn im jungfräulichen Schoß.

Wer würde nicht zurückschrecken vor den Nachstellungen des Feindes des Menschengeschlechtes, der mit Hilfe vergänglichen Prunkes und trügerischen Glanzes dasjenige ins Nichts stürzen lassen will, das größer als der Himmel ist? Denn siehe, es ist ja offenkundig, dass die Seele des gläubigen Menschen, der aufgrund der Gnade Gottes die höchste Würde unter allem Geschaffenen zukommt, größer als der Himmel ist. Denn die Himmel mitsamt den übrigen Geschöpfen vermögen ihren Schöpfer nicht zu fassen, allein die gläubige Seele ist seine Bleibe und sein (Thron-)Sitz, und dies ist sie allein durch die Liebe, die den Gottlosen abgeht. Denn so spricht die Wahrheit selbst: „Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Joh 14,21.23).

Wie ihn also die glorreiche Jungfrau der Jungfrauen leiblich getragen hat, so kannst auch Du, indem Du ihren Spuren, besonders ihrer Demut und Armut folgst, ihn immerfort geistlich in Deinem keuschen und jungfräulichen Schoß tragen; daran gibt es keinen Zweifel. Du kannst den in Dir halten, von dem Du und alles gehalten wird; Du kannst das schon besitzen, was Du, verglichen mit den übrigen Besitzungen dieser Welt, die vergehen, mit weit größerer Sicherheit besitzen wirst.