18.11.2017

Hl. Thomas von Aquin (1225-1274), Dominikaner, Theologe und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 18.11.2017

Allezeit beten und darin nicht nachlassen

Zwischen der Bitte an Gott und der an einen Menschen gibt es einen Unterschied. Die Bitte an einen Menschen verlangt zuvor einen bestimmten Grad von Vertrautheit, durch die man zu dem Zugang hat, an den sich unsere Bitte richtet. Die Bitte an Gott hingegen macht uns selbst zu Vertrauten Gottes. Dabei erhebt sich unsere Seele zu ihm, spricht auf liebevolle Art mit ihm und betet ihn im Geist und in der Wahrheit an (Joh 4,28).

Diese im Gebet erworbene Vertrautheit regt den Menschen dazu an, sich wieder voll Vertrauen dem Gebet zuzuwenden. Deshalb heißt es im Psalm: „Ich rufe dich an; denn du, Gott erhörst mich“ (Ps 17,6). Durch ein erstes Gebet in den vertrauten Umgang mit Gott aufgenommen, bittet der Psalmist später mit gesteigertem Vertrauen. So ist eifriges und beharrliches Bitten im Gebet Gott nicht lästig, sondern vielmehr willkommen. Denn „man soll allezeit beten“, sagt das Evangelium, „und nicht nachlassen“ (Lk 18,1); und an anderer Stelle lädt uns der Herr ein zu bitten: „Bittet, dann wird euch gegeben, klopft an, dann wird euch geöffnet“ (Mt 7,7).