17.09.2017

Hl. Cäsarius von Arles (470-543), Mönch und Bischof zum Evangelium vom 17.09.2017

Seinem Bruder von ganzem Herzen vergeben

Ihr wisst, was wir in dem Gebet vor der Kommunion zu Gott sagen: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Bereitet Euch innerlich darauf vor zu vergeben, denn Ihr werdet im Gebet gleich auf diese Worte stoßen. Wie werdet Ihr sie sprechen? Sprecht Ihr sie vielleicht gar nicht? Das ist letztlich wohl die Frage: Werdet Ihr diese Worte sprechen oder werdet Ihr sie nicht sprechen? Du verabscheust deinen Bruder, und du sprichst „Vergib uns, wie auch wir vergeben“? – Du wirst sagen, diese Worte erspare ich mir. Betest Du dann aber überhaupt? Vorsicht, meine Brüder: Gleich werdet ihr beten; also: Vergebt von ganzem Herzen!

Schau Christus an, wie er am Kreuz hängt; hör ihm zu, wie er betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Du wirst sicher sagen: Er konnte das, ich nicht. Ich bin ein Mensch, und Er ist Gott. Du kannst Christus nicht nachahmen? Warum hat dann der Apostel Petrus geschrieben: „Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt“ (1Petr 2,21)? Warum schreibt uns der Apostel Paulus: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder“ (Eph 5,1)? Warum hat der Herr selbst gesagt: „lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29)? Wir weichen aus und suchen nach Entschuldigungen, wenn wir etwas für unmöglich erklären, was wir nicht tun wollen [...] Meine Brüder, beschuldigen wir doch Christus nicht, uns Gebote gegeben zu haben, die zu schwer, ja unmöglich zu halten sind. Lasst uns doch lieber ganz demütig sein und mit dem Psalmisten sprechen: „Herr, du bist gerecht, und deine Entscheide sind richtig“ (Ps 118,137).