16.10.2017

Hl. Petrus Chrysologus (um 406-450), Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer zum Evangelium vom 16.10.2017

Das Zeichen des Jona

Die ganze Lebensgeschichte des Jona zeigt ihn uns als vollkommene Vorabbildung des Retters... Jona ging nach Joppe hinab, um ein Schiff nach Tarschisch besteigen...; der Herr kam vom Himmel herab auf die Erde, die Gottheit zur Menschheit, die Allmacht stieg herab in unser Elend..., um an Bord des Schiffes seiner Kirche zu gehen...

Jona selber ergreift die Initiative und lässt sich ins Meer werfen: „Nehmt mich“, sagte er, „und werft mich ins Meer“. So kündigt er das freiwillige Leiden des Herrn an. Wenn das Heil vieler vom Tod eines Einzigen abhängt, so liegt der Tod in den Händen dieses Menschen und er kann ihn nach Belieben hinauszögern – oder aber, um die Gefahr nicht hinauszuschieben, sein Eintreten beschleunigen. Das ganze Mysterium des Herrn ist hier bereits abgebildet. Für ihn ist der Tod keine Notwendigkeit; er ist seiner freien Entscheidung überlassen. Hört, was er sagt: „Ich habe die Macht mein Leben hinzugeben, um es wieder zu nehmen: niemand entreißt es mir“ (Joh 10,18)...

Schaut euch den riesigen Fisch an, dieses schreckenerregende und grausame Sinnbild der Hölle. Als er den Propheten verschlingt, spürt er die Kraft des Schöpfers...; voll Ehrfurcht bietet er diesem Reisenden, der von oben gekommen ist, seine Bauchhöhle als Wohnstatt an... Und nach drei Tagen... bringt er ihn wieder ans Licht und gibt ihn den Heiden... Das ist das Zeichen, das einzige Zeichen, das Christus den Schriftgelehrten und Pharisäern zu geben bereit war (Mt 12,39). Sie sollten so verstehen, das die Herrlichkeit, die sie für sich selbst von Christus erwarteten, auch den Heiden gelte: die Menschen von Ninive symbolisieren die Heiden, die an ihn geglaubt haben... Welch ein Glück für uns, liebe Brüder! Was symbolisch angekündigt und verheißen war, das verehren und sehen wir von Angesicht zu Angesicht und besitzen wir!