16.05.2017

Hl. Alfons Maria de Liguori (1696 — 1787), Kirchenlehrer zur Vereinigung mit dem Willen Gottes

Denken wir an Gott, bemühen wir uns, Seinen heiligen Willen zu erfüllen, und Er wird sich für uns bemühen und wird unsere Interessen nicht vernachlässigen. Der Herr sagte eines Tages zur hl. Katharina von Siena: Meine Tochter, denke an Mich, und Ich werde immer an dich denken. Haben wir auf unseren Lippen das Wort der heiligen Braut: Mein Vielgeliebter ist mein und ich bin Sein. — Derjenige, den ich liebe, möge an das denken, was ich brauche. Ich will mich mit nichts anderem beschäftigen, als Ihn zufriedenzustellen und mich mit Ihm in all Seinen heiligen Wünschen zu vereinigen (Hoheslied 2, 16).

Der hl. Abt Nil bemerkt, dass unsere Gebete nicht dazu dienen dürfen, von Gott den Erfolg zu erbitten, den wir für uns wünschten, sondern dass wir erlangen, dass sich der Wille Gottes an uns erfülle. Und wenn uns Widerwärtigkeiten zustoßen, dann nehmen wir sie an, nicht nur mit Geduld, sondern sogar mit Freude. Ahmen wir die Apostel nach, die freudig vom Hohen Rat weggingen, weil sie gewürdigt worden waren, für den Herrn zu leiden (Apostelgeschichte 5, 41).

Ja, wenn uns eine Prüfung trifft, die wir mit gutem Herzen tragen, so verschaffen wir Gott die größte Freude, die wir Ihm bereiten können. Ist dies kein großer Trost für die Seele im Leiden? Die Lehrer des geistlichen Lebens belehren uns, dass Gott ohne Zweifel den Wunsch frommer Seelen, leiden zu dürfen, annimmt. Aber, Er hat noch größeren Gefallen daran, wenn unser Wille mit dem Seinigen vereint ist; weder Freuden noch Leiden wollen, sich ohne Vorbehalt Seinem heiligen Willen überlassen, ohne jeden Wunsch als den: dass nur das geschieht, was Gott will.

Wenn eine gläubige Seele danach strebt, Gott zu gefallen und schon hier auf Erden das wahre Glück kennenlernen will, dann muss sie sich in allem mit dem Willen Gottes vereinigen. Bedenke nun Folgendes: Die Fehler deines bisherigen Lebens, die Schicksalsschläge und die Bitternisse haben keine andere Ursache als das Nicht-Übereinstimmen mit dem Willen Gottes. Von heute an binde dich mit ganzem Herzen an den göttlichen Willen, und zu allem, was dir auch zustoßen mag, sage entschieden: Ja, mein Vater, so soll es geschehen, weil es Dir so gefallen hat. Wenn du dich durch irgendein Ereignis betrübt fühlst, so denke daran, dass es von Gott verfügt worden ist, sage ohne zu zögern: Gott will es so und bleibe im Frieden.

Ich schweige, ich öffne nicht meinen Mund, weil Du es gefügt hast, weil Du dieses Ereignis herbeigeführt hast, ich will nicht widersprechen, sondern nehme es an aus Deiner Hand.

Auf dieses einzige Ziel müssen sich deine Gebete und Gedanken richten, darauf musst du hinarbeiten, das musst du unablässig von Gott erflehen: in der Betrachtung, bei der hl. Kommunion, beim Besuch des Allerheiligsten: dass Er dich Seinen Willen tun lasse. Lass es nicht daran fehlen, das Opfer deiner selbst ohne Unterlass zu erneuern, indem du sagst: Mein Gott, da bin ich, verfüge über mich und all das Meinige nach Deinem Gutdünken. Das war die fortwährende Beschäftigung der hl. Teresa: Oft am Tage bot sich die Heilige dem Herrn an, dass Er über sie verfüge, wie es Ihm gefallen würde.

Du wirst glücklich sein, wenn du immer so handelst. Deine Heiligkeit ist dann sichergestellt, du wirst mit einem zufriedenen Herzen leben, und dein Tod wird noch sanfter sein als dein Leben. Wenn ein Christ in die andere Welt hinübergeht, was gibt ihm dann eine größere oder geringere Hoffnung auf das ewige Heil? Der Grad der Hoffnung hängt davon ab, ob die Ergebung in den göttlichen Willen geringer oder größer war.