15.07.2017

Hl. Vinzenz von Paul (1581-1660), Priester, Ordensgründer zum Evangelium vom 14.07.2017

«Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden»

Unser Herr Jesus Christus verlangt von uns die Schlichtheit der Taube, die darin besteht, Dinge ganz einfach zusagen, so wie man sie denkt, ohne unnütze Überlegungen, und sich wahrhaftig zu benehmen, ohne Verstellung und Künstelei, und Gott allein im Blick zu haben. Jeder von uns bemühe sich also darum, alles was er tut, in diesem Geist der Einfachheit zu tun, und sich vor Augen halten, dass Gott sich gerne den Einfachen mitteilt und ihnen seine Geheimnisse enthüllt, die er den Weisen und Klugen verbirgt (Mt 11,25). Jesus Christus empfiehlt uns die Einfachheit der Taube, zugleich aber befiehlt er uns, klug zu sein wie die Schlange, also eine Tugend zu praktizieren, die uns mit Umsicht reden und handeln lässt...

Wenn unser Herr den Aposteln sagt, er sende sie wie Schafe mitten unter die Wölfe, rät er ihnen gleichzeitig, zu sein wie Schlangen und einfach wie Tauben. Dann fügt er hinzu: „Nehmt euch vor den Menschen in Acht! Sie werden euch um meinetwillen vor die Gerichte bringen. Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt...“ Er spricht zuerst von der Klugheit und dann von der Einfachheit. Klugheit braucht man, um wie Schafe mitten unter die Wölfe gehen zu können, wo ihnen Misshandlung droht. „Seid klug“, sagt er ihren, „Seid schlau und trotzdem einfach“. „Nehm euch vor den Menschen in Acht“: Nehm euch in Acht und lasst Klugheit walten; wenn ihr aber vor die Richter geschleppt werdet, macht euch keine Sorgen darum, was ihr antworten sollt. Und das ist mit Einfachheit gemeint. Ihr seht, dass unser Herr diese beiden Tugenden verbindet; er will, dass man sich ihrer in ein und derselben Situation bediene. Auch uns empfiehlt er sie und lässt uns zu der Erkenntnis kommen, dass Klugheit und Einfachheit gut zusammenpassen, wenn sie recht verstanden werden.