13.11.2017

Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 13.11.2017

Die Geduld des Herrn als Vorbild

Unser Herr war ein unnachahmliches Vorbild an Geduld. Bis zu seiner Passion ertrug er einen „Teufel“ unter seinen Jüngern (Joh 6,70). Er sagte: „Lasst beides wachsen bis zur Ernte, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus“ (Mt 13,29). Symbolisch für die Kirche sagte er voraus, dass das Netz alle Arten von Fischen, gute und schlechte, ans Ufer, d.h. zum Ende der Welt, holen werde. Er tat auf verschiedene andere Weisen, offen oder in Gleichnissen, kund, dass es immer zur gleichen Zeit Gute wie Schlechte geben werde. Und doch macht er deutlich, dass der Disziplin in der Kirche Beachtung geschenkt werden müsse, wenn er sagt: „Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht; hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen“ (Mt 18,15)…

Heute jedoch erleben wir Menschen, die nur auf strenge Vorschriften bedacht sind, die verlangen, dass Störenfriede gemaßregelt werden, dass „Heiliges nicht den Hunden überlassen werden darf“, dass man den, der die Kirche missachtet, wie „einen Zöllner behandle“ und das Ärgernis erregende Glied aus dem Leib schneide (Mt 7,6; 18,17; 5,30). Ihr stürmischer Eifer stiftet Unfrieden in der Kirche, da sie am liebsten das Unkraut vor der Zeit ausreißen wollen und ihre Blindheit sie geradezu zu Feinden der Einheit Christi macht…

Achten wir darauf, dass wir in unseren Herzen keine dünkelhaften Haltungen aufkommen lassen: etwa sich von Sündern abzusondern, um sich nicht im Kontakt mit ihnen zu beschmutzen; oder einen Kreis reiner, heiliger Jünger zu schaffen. Unter dem Vorwand, schlechte Menschen zu meiden, würden wir nur Entzweiung schaffen. Denken wir vielmehr an die Gleichnisse der Schrift, ihre geistvollen Worte, ihre eindrucksvollen Beispiele, die uns zeigen, dass sich in der Kirche bis zum Ende der Welt und zum Tage des Gerichts immer Böse unter die Guten mischen, ohne dass deren Teilhabe an den Sakramenten den Guten schadet, sofern diese nicht wie jene sündigen.