13.05.2017

Hl. Hilarius, Kirchenlehrer (315 — 367) zum heutigen Evangelium

Jesus sagt: „Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.“ (Joh 14,7). Es ist der Mensch Jesus Christus, den man sieht. Die Apostel haben seine äußere Gestalt vor Augen, seine menschliche Natur, während Gott, frei von allem Fleisch, nicht erkennbar ist in einem elenden fleischlichen Leib. Wie also soll es geschehen, dass wir auch den Vater erkennen, wenn wir ihn erkennen?

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Diese unerwarteten Worte verwirren den Apostel Philippus [...]; die Schwachheit seines menschlichen Geistes erlaubt ihm nicht, eine so fremdartige Beteuerung zu verstehen [...] Deshalb fragt er seinen Meister mit jenem Ungestüm, das ihm seine Vertrautheit und seine Treue als Apostel erlaubte: „Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns!“ [...] Er will den Vater nicht mit den Augen seines Körpers betrachten, sondern er bittet darum, den verstehen zu dürfen, den er mit seinen Augen sieht. Denn er versteht nicht, wie er, indem er den Sohn in menschlicher Gestalt sieht, hierdurch auch den Vater gesehen haben soll [...]

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Der Herr antwortet ihm also: „ So lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus?“; er wirft ihm vor, nicht zu wissen, wer er ist [...] Warum aber hatten sie ihn nicht erkannt, den sie so lange gesucht hatten? Weil sie, um ihn erkennen zu können, die Göttlichkeit, die Natur des Vaters, in ihm hätten erkennen müssen. Denn alle Werke, die er getan hatte, waren Gott zu eigen: auf dem Wasser zu gehen, dem Wind zu gebieten, dem Verstand nicht klarzumachende Dinge zu tun, wie Wasser in Wein zu verwandeln oder Brote zu vermehren [...], Dämonen in die Flucht zu schlagen, Krankheiten zu vertreiben, Gebrechen des Körpers zu heilen, Geburtsfehler zu beheben, Sünden zu vergeben, Tote zu erwecken. Das alles hatte sein fleischlicher Körper gewirkt, und alles das erlaubt ihm, sich Sohn Gottes zu nennen. Daher sein Tadel und seine Klage: durch die geheimnisvolle Wirklichkeit seiner menschlichen Geburt hat man nicht die göttliche Natur erkannt, die diese Wunder wirkte durch die menschliche Natur, die der Sohn angenommen hatte.

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