07.12.2017

Hl. Bernhard von Clairvaux, (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 07.12.2017

Auf Felsen gebaut

„Komm, du meine Taube im Schutz der Felsspalten nahe der Wallmauer, zeige mir deinen Anblick und lass mich deine Stimme hören“ (Hld 2,14). Jemand hat ... in diesen Felsspalten die Wunden Christi erkannt. Er hat ganz recht, denn Christus ist ein Fels. Glückselige Felsspalten also, auf denen das Gebäude des Glaubens an die Auferstehung erbaut werden kann und die die Gottheit Christi bezeugen! „Mein Herr und mein Gott“ sprach ein Apostel (Joh 20,28). Woher kommt dieser Ausruf, unzählige Male wiederholt, wenn nicht aus den Felsspalten? Der Spatz findet dort Unterschlupf, die Turteltaube ein Nest für Ihre Jungen (Ps 83,4). Die Taube, geschützt in diesem Unterschlupf, blickt ohne zu zittern auf den Sperber, der über ihr seine Kreise zieht. Deshalb sagt der Bräutigam: „Du meine Taube im Schutz der Felsspalten“; und die Taube gibt zur Antwort: „Er hat mich auf Felsen erhöht“ und „meine Füße auf einen Felsen gestellt“ (Ps 26,5; 39,3).

Der weise Mensch baut sein Haus auf den Felsen, um weder die Kraft des Sturms noch die Überschwemmungen fürchten zu müssen. Was für ein hohes Gut empfangen wir vom Felsen! Auf dem Felsen erhebe ich mich, bin ich sicher und stehe ich fest. Auf ihm bin ich in Sicherheit vor dem Feind und gegen Unfälle geschützt, weil ich über der Erde erhöht bin – und alles Irdische ist zweifelhaft und voller Trug. Unser Leben sollte im Himmel sein, dann brauchen wir nicht zu fürchten, zu fallen und hinabgestürzt zu werden. Der Fels erhebt sich bis zum Himmel und bietet uns Sicherheit; er ist die Zuflucht der Klippdachse (Ps 103,18). Und wirklich: Wo könnte unsere zerbrechliche Sicherheit Frieden und Festigkeit finden, wenn nicht in den Wunden des Erlösers? Dort verharre ich mit umso größerem Vertrauen, da seine Kraft gewaltiger ist, um mich retten zu können. Die Welt wankt, der Leib wiegt schwer, der Teufel legt seine Fallen aus: Ich werde nicht fallen, denn ich bin gebaut auf dem festen Felsen. Ich habe schwer gesündigt, mein Gewissen ist aufgewühlt, doch es lässt den Mut nicht sinken, denn ich erinnere mich der Wunden des Herrn, der um unserer Sünden willen verwundet wurde (Jes 53,5). Nichts ist so sicher dem Tode geweiht, dass es Christus nicht durch seinen Tod heilen könnte.