05.10.2017

Hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407), Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer zum Evangelium vom 05.10.2017

„Die Ernte ist groß“

Alle Arbeiten des Landwirts zielen natürlich auf die Ernte. Wie aber hat dann Christus ein Werk als Ernte bezeichnen können, das noch ganz in seinen Anfängen steckte? Der Götzendienst herrschte auf der ganzen Erde [...] Überall Schändung, Ehebruch, Perversion, Begierde, Raub, Kriege [...] Die Erde war erfüllt von so vielen Übeln! Keine Saat war hier gesät. Dornen, Disteln und schlechtes Kraut, das den Boden bedeckte: das alles war noch nicht ausgerissen. Kein Pflug war angespannt worden, keine Furche gezogen.

Wie also kann Jesus sagen, dass die Ernte groß ist? [...] Die Apostel sind möglicherweise erschüttert und entmutigt: „Wie können wir den Mund öffnen, uns auf den Beinen halten vor so vielen Menschen? Wir, die Elf, wie werden wir alle Bewohner der Erde zur Umkehr bewegen können? Werden wir, die wir so unwissend sind, mit den Klugen zu reden verstehen; wir, die wir mittellos sind, mit den Bewaffneten; wir, die wir Untergebene sind, mit den Autoritäten? Wir sprechen nur eine Sprache, werden wir also mit den Barbarenvölkern diskutieren können, die in fremden Sprachen sprechen? Wer wird uns aufnehmen, ohne unsere Sprache zu verstehen?“

Jesus will nicht, dass uns derartige Gedanken verunsichern. Deshalb nennt er das Evangelium eine Ernte. Es ist, als sagte er zu ihnen: „Alles ist vorbereitet, alle nötigen Dinge stehen bereit. Ich sende euch aus, um das reife Getreide zu ernten; ihr werdet am selben Tag säen und ernten.“ Wenn der Landwirt aufbricht, um die Ernte einzubringen, dann schäumt er über vor Freude und strahlt vor Glück. Er denkt nicht an die Mühen und die Schwierigkeiten, die auf ihn zukommen können [...] Leiht mir eure Zunge, spricht Christus, und ihr werdet das reife Getreide in die Scheunen des Königs fließen sehen. Deshalb sendet er sie aus mit den Worten: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).