05.05.2017

Hl. Isaak der Syrer (640 — 700), Kirchenlehrer zum heutigen Evangelium

Der Baum des Lebens ist die Liebe Gottes. Adam verlor sie bei seinem Fall und fand nie mehr die Freude wieder, sondern arbeitete und mühte sich ab auf der Erde, die voller Dornen war (Gen 3,18). Wer sich der Liebe Gottes beraubt hat, isst im Schweiße seines Angesichts sein Brot (Gen 3,19), selbst wenn er auf einem rechten Weg geht. Das ist das Brot, das der ersten Kreatur nach dem Sündenfall zu essen gegeben worden ist. Bis wir die Liebe finden, ist unser Arbeitsfeld die dornige Erde [...] Wie immer auch unsere persönliche Gerechtigkeit sein mag – wir müssen im Schweiß unseres Angesichts leben. Aber wenn wir die Liebe gefunden haben, ernähren wir uns vom Brot des Himmels und sind gestärkt, ohne jede eigene Arbeit und Mühe. Das Brot des Himmels ist Christus, der vom Himmel herabgestiegen ist und der Welt das Leben gegeben hat. Und von dieser Art ist die Nahrung der Engel (Ps 77(78),25). Wer die Liebe gefunden hat, ernährt sich von Christus täglich und unaufhörlich und wird dabei unsterblich. Denn er hat gesagt: „Wer von dem Brot isst, das ich ihm geben werde, wird den Tod nicht schauen.“ Selig, wer von Jesus, dem Brot der Liebe, isst. Denn wer sich von der Liebe ernährt, ernährt sich von Christus, dem Herrn des Universums, von dem Johannes Zeugnis ablegt, wenn er sagt: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8).

Wer also in der Liebe lebt, empfängt von Gott die Frucht des Lebens. Schon auf dieser Welt atmet er die Luft der Auferstehung, die Luft, woraus die Wonnen der Gerechten sind nach ihrer Auferstehung. Die Liebe ist das Himmelreich. Von ihm sich zu nähren, hat der Herr in geheimnisvoller Weise seinen Aposteln befohlen; zu essen und zu trinken am Tisch meines Reiches (Lk 22,30) – was ist das anderes als die Liebe? Denn die Liebe ist fähig, den Menschen zu ernähren, anstelle jeglicher Speise und jeglichen Trankes. Solcher Art ist der Wein, der des Menschen Herz erfreut (Ps 103(104),15). Selig, wer von diesem Wein trinkt.