04.10.2017

Hl. Leo der Große (?-um 461), Papst und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 04.10.2017

Meine Lieben, der Heidenapostel Paulus widerspricht nicht unserem Glauben, wenn er sagt: „auch wenn wir früher Christus dem Fleisch nach gekannt haben, jetzt kennen wir ihn nicht mehr so“ (2 Kor 5,16). Die Auferstehung des Herrn hat seinem Fleisch kein Ende gesetzt, sie hat es umgestaltet. Der Zuwachs an Macht hat dessen Substanz nicht zerstört. Die Qualität hat sich gewandelt, die Natur ist nicht beseitigt worden. Man hatte diesen Leib ans Kreuz genagelt: er ist für den Schmerz unerreichbar geworden. Man hatte ihn in den Tod geschickt: er ist unsterblich geworden. Und man kann wirklich zu Recht sagen, dass das Fleisch Christi nicht mehr das Fleisch ist, das man gekannt hatte; denn es weist keine Spuren des Leidens oder der Ohnmacht mehr auf. Es bleibt in seinem Wesen dasselbe, aber es ist nicht mehr dasselbe im Hinblick auf die Herrlichkeit. Übrigens – warum sollten wir uns darüber wundern, dass Paulus sich hinsichtlich des Leibes Christi so äußerte, wenn er von allen dem Geist gemäß lebenden Christen spricht und dabei sagt: „Wir kennen von jetzt an niemand mehr dem Fleisch nach“.

Damit will er sagen, dass in Christus unsere Auferstehung ihren Anfang genommen hat. In ihm, der für uns alle gestorben ist, hat unsere ganze Hoffnung Gestalt angenommen. Es darf in uns keinerlei Zweifel, keinerlei Zögern noch enttäuschte Erwartung geben: die Verheißungen haben schon begonnen sich zu erfüllen, und mit den Augen des Glaubens sehen wir bereits die Gnaden, mit denen wir morgen überreich beschenkt werden. Unsere Natur ist erhöht worden; also haben wir in Freude vom Gegenstand unseres Glaubens Besitz ergriffen.

Das Volk Gottes soll sich doch bewusst werden, dass es eine neue Schöpfung in Christus ist (vgl. 2 Kor 5,17); es soll begreifen, wer es auserwählt hat und wen es selber erwählt hat. Das erneuerte Sein soll nicht in seinen alten unbeständigen Zustand zurückfallen. „Wer die Hand an den Pflug gelegt hat“, höre nicht auf zu pflügen; er trage Sorge für das Weizenkorn, das er gesät hat; er kehre nicht zurück zu dem, was er verlassen hat. Das ist der Weg des Heils; auf diese Weise ahmen wir die Auferstehung in Christus nach.