03.10.2017

Hl. Bernhard von Clairvaux (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 03.10.2017

„Jesus entschloss sich, nach Jerusalem zu gehen“

Brüder, ihr habt euch sicherlich schon zu der Stadt auf den Weg gemacht, in der ihr wohnen werdet; nur auf der Straße kommt ihr voran, nicht im wilden Gestrüpp. Ich fürchte jedoch, dass dieses Leben euch vorgaukelt, lange zu dauern, und dass es euch so nicht tröstet, sondern vielmehr traurig macht. Ja, ich fürchte, dass gar manche bei dem Gedanken, sie müssten noch eine lange Strecke zurücklegen, sich geistlich entmutigen lassen und die Hoffnung aufgeben, so viel Mühsal so lange ertragen zu können: Gerade so als würden Gottes Tröstungen die Seelen der Erwählten nicht mit viel größerer Freude ausfüllen, als es die Mühsale in ihren Herzen könnten.

Gegenwärtig erhalten sie diese Tröstungen zwar nur in dem Maß, wie sie Mühsal ertragen; wenn sie jedoch das Heil einmal erreicht haben, werden sie vor Gottes Angesicht Wonne für alle Zeit finden (Ps 16,11). Lasst uns dieses Anrecht anstreben, Brüder; es erfasst uns in unserem ganzen Sein. Sehnen wir uns nach diesem Glück, damit uns die gegenwärtige Zeit kurz erscheint (was sie auch wirklich ist) im Vergleich zur großen Liebe Gottes. „Die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll“ (vgl. Röm 8,18). Welch wunderbare Verheißung! Unsere Wünsche müssen allein ihr gelten.