01.05.2017

Hl. Alfons Maria de Liguori (1696 — 1787), Kirchenlehrer zur Gefühlskälte der Herzen

„Nicht erlöschendes Feuer“, sagen wir mit dem heiligen Augustinus, „setze unsere Herzen in Brand“. Fleischgewordenes Wort, du bist Mensch geworden, um in unseren Herzen das göttliche Feuer zu entfachen: Wie konntest du in uns auf so viel Undank treffen? Du hast alles gegeben, um geliebt zu werden; sogar dein Blut und dein Leben hast du geopfert. Wie kommt es, dass die Menschen so vielen Wohltaten gegenüber gefühlskalt bleiben? Wissen sie vielleicht nichts von ihnen? Nein, sie wissen sehr wohl von ihnen. Sie glauben, dass du aus Liebe zu ihnen vom Himmel herabgekommen bist, dass du menschliches Fleisch angenommen und dich mit ihrem Elend beladen hast. Sie wissen, dass du aus Liebe zu ihnen ein Leben fortwährender Leiden führen und einen schändlichen Tod erleiden wolltest. Wie kann man es sich dann erklären, dass sie leben und dabei deine übergroße Güte vollkommen vergessen haben? Sie lieben ihre Verwandten, ihre Freunde, ja sogar die Tiere...; nur dir gegenüber lassen sie es an Liebe und Dankbarkeit fehlen. Aber was rede ich da? Wenn ich die Anderen der Undankbarkeit zeihe, verurteile ich mich selbst, weil mein Verhalten dir gegenüber schlimmer war als das ihre. Deine Barmherzigkeit aber macht mir Mut. Ich weiß, dass sie mich so lange getragen hat, damit sie mir vergeben und mich liebevoll umarmen kann. Unter der einzigen Bedingung: dass ich bereuen und dich lieben will.

Ja, mein Gott, ich will bereuen...; ich will dich mit meinem ganzen Herzen lieben. Ich erkenne wohl, dass mein Herz... dich in Stich gelassen hat, um die Dinge dieser Welt zu lieben. Ich erkenne aber auch, dass du mein Herz trotz dieses Verrates immer noch für dich beanspruchst. Deshalb weihe und schenke ich es dir mit der ganzen Kraft meines Willens. Möchtest du es doch mit deiner heiligen Liebe ganz in Brand setzten! Lass es von nun an nichts anderes mehr lieben als dich... Ich liebe dich, Jesus; ich liebe dich, mein höchstes Gut! Ich liebe dich, meiner Seele einzige Liebe.

Maria, meine Mutter, du bist „die Mutter der schönen Liebe“ (Sir 24,24 Vulg), erlange für mich die Gnade, meinen Gott zu lieben; das erhoffe ich mir von dir.