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Geschichte einer wunderbaren Heilung

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Es sei hier eine wahre Geschichte von einer wunderbaren Heilung erzählt, welche sich während des Zweiten Weltkrieges ereignet hat und die in der nordamerikanischen Zeitschrift „Jesuit Missions“ 1944 publiziert wurde.

Wilhelm, ein junger kanadischer Soldat, welcher einer protestantischen Kirche angehörte, wurde nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 nach Frankreich gesandt. Als bei einem nächtlichen Angriff im Norden sein Regiment flüchten mußte, fiel er in ein Wasserloch, welches nicht sehr tief war. Er blieb dort drinnen liegen, völlig erschöpft und halb begraben im Schlamm. Im Dunkel der Nacht durchliefen aber auch die Kameraden seines Regimentes dieses Gebiet, und ohne ihn zu sehen, trampelten sie über ihn mit ihren schweren Stiefeln. Am folgenden Morgen wurde er von einem Spähertrupp entdeckt und nach ein paar Tagen nach Paris gebracht. Dort stellten die Ärzte fünf schlimme Brüche an einem Arm fest, und, was wesentlich schlimmer war, einen tödlichen Wundbrand, der sich rasch ausbreitete. Man beschloß, ihm am nächsten Tag den Arm zu amputieren. Die Schmerzen und der Gedanke daran, daß er für immer einen Arm verlieren würde, ließen ihn keinen Schlaf finden.

Die Schwester, welche liebevoll bei ihm wachte, hatte das Buch „Die Wunder von Lourdes“ in ihren Händen. Als er dieses sah, rief er sofort, wie von der Gnade getroffen, aus: „Das will ich! Ein Wunder! Ich will nach Lourdes reisen!“ Die Schwester versuchte, ihn zu beruhigen, aber es war vergeblich, denn Wilhelm bekundete immer lauter seinen Willen: „Ich will nach Lourdes!“ Da die Krankenschwester sah, daß sie nichts mehr ausrichten konnte, rief sie ihre Oberin. Es war zwei Uhr früh. Die herbeigerufene Oberin wollte dem Soldaten klar machen, daß er ohne Zustimmung der Ärzte nicht reisen könne. Aber er ließ sich nicht überzeugen und ließ von seinem Entschluß nicht ab.

Am folgenden Nachmittag begab er sich in Begleitung einer Klosterschwester auf die zwölfstündige Reise nach Lourdes, welche durch den anhaltenden Krieg erschwert wurde. Als sie in Lourdes ankamen, wurde er sogleich in die Aufnahmestation für Kranke gebracht. Dort untersuchte ihn ein jüdischer Arzt. Dieser war zwar sehr freundlich, versicherte ihm aber aufrichtig: „Mein Junge, du hast eine große Dummheit gemacht, daß du hierher gefahren bist. Ich habe Tausende von Kranken in diesem Heiligtum untersucht. Einige werden wohl geheilt, andere aber nicht. Du hast einen Wundbrand, welcher sich sehr rasch ausbreitet, und dein Arm ist fünfmal gebrochen. Du hättest dich nicht der Anstrengung einer solchen Reise unterziehen dürfen. Das kann fatale Folgen haben.“

Doch machten diese Worte auf ihn nicht den geringsten Eindruck, und kurz darauf war er schon in der Rosenkranzbasilika und wohnte der Messe bei mit seinem kaputten und unbeweglichen Arm. Die Schwester an seiner Seite schien ganz im Gebet aufzugehen. 

Da hörte er eine Stimme, welche ihn fragte: „Was würdest du tun, wenn du geheilt würdest?“ Da er dachte, es sei jene Ordensschwester, wandte er sich an sie und fragte: „Was meinen Sie mit dieser Frage?“ Doch er bekam die schroffe Antwort: „Schweig! Wir Katholiken sprechen nicht in der Kirche!“ Wilhelm wurde nachdenklich, und während er sich noch fragte, wer ihn wohl gefragt habe, hörte er die Stimme abermals fragen: „Was würdest du tun, wenn du geheilt würdest?“ Da wurde ihm klar, daß dies etwas Außergewöhnliches sein müsse, und er antwortete sehr beeindruckt: „Ich würde mein Leben geben!“ - „Wie?“ fuhr die Stimme fort, und er antwortete: „Ich würde Priester werden“, ohne die Reichweite seines Versprechens zu ermessen. Da wurde es still, und er hörte die Stimme nicht mehr. Wilhelm wurde ruhig, während die Schwester an seiner Seite so innig betete, daß sie kaum noch zu atmen schien. Am Nachmittag, zur gewohnten Stunde, steht seine Tragbahre mitten unter vielen anderen, die auf Heilung hoffen. Ein Bischof mit dem Allerheiligsten in einer prunkvollen Monstranz gibt jedem einzeln den Segen. Aus Lautsprechern sind Bibelverse zu hören: „Herr, der, den DU liebst, ist krank.“ - „Herr, wenn DU willst, kannst DU mich heilen.“ Als Wilhelm an der Reihe ist, fühlt er etwas, das durch seinen ganzen Körper geht. Da schaut er auf seine Hand, und er kann sie ohne Schwierigkeit bewegen. Er erhebt seinen Arm - wie früher! Da springt er von seiner Tragbahre auf und jubelt: „Ich bin geheilt! Ich bin geheilt!“ Er wird abermals in der Aufnahmestation untersucht, und die Ärzte stellen fest, daß die fünf Armbrüche verwachsen sind, der Wundbrand verschwunden ist, und das Fleisch, das vorher noch wie zertreten und halb verwest aussah, nun ganz weiß und gesund erscheint.

Voll Freude kehrt der geheilte Soldat zu seinem Regiment zurück und kämpft tapfer bis zum Ende des Krieges, ohne nochmals verletzt zu werden. Als 1918 der Frieden geschlossen wurde, kehrte er in seine Heimat nach Amerika zurück, wo er jedoch sein Versprechen, welches er vor der Heilung abgelegt hatte, vergaß. Er studierte zwar die katholische Lehre und ließ sich taufen, heiratete dann aber. Seine Frau schenkte ihm zwei Kinder, welche er ebenso taufen ließ.

Doch bald sollte seine Frau sterben, und sein Gewissen klagte ihn an. Deshalb kam er zum Entschluß, daß der Zeitpunkt gekommen sei, sein Versprechen einzulösen und Priester zu werden. Nur so würde sein Gewissen zur Ruhe kommen. Deshalb trat er sogleich in ein Jesuitenkloster ein, sobald er der religiösen Erziehung seiner Kinder sicher war. Er legte die vorgeschriebenen Prüfungen ab, absolvierte das Studium und wurde schließlich zum Priester geweiht. Die Hand, welche ihm in Lourdes zurückgegeben worden war, durfte nun den in Händen halten und an die Gläubigen austeilen, der ihn durch Seine Mutter geheilt hatte.

1939 begann der Zweite Weltkrieg, und einer der ersten freiwilligen Priester, welche sich bereit erklärten, den Soldaten an der Front beizustehen, war der alte kanadische Soldat. Diesmal zog er nicht in den Krieg, um Menschen zu töten, sondern um Seelen zu retten. Er lehrte die Soldaten den katholischen Glauben und tröstete sie. Da wurde ein junger Flugpilot der kanadischen Luftwaffe getroffen, und als er schon in höchster Lebensgefahr schwebte, zum Militärkaplan gebracht. Es war ein ganz zerfetzter Körper, und ein blutüberströmtes, entstelltes Gesicht. Der Priester schickt sich an, ihm den nötigen geistigen Beistand zu geben. Doch als man das Blut vom Gesicht abwischt, entdeckt er, daß es sein eigener Sohn ist, und sein Sohn erkennt in ihm seinen Vater. Beide sind tief bewegt. Diesmal geschah kein sichtbares Wunder, aber den Engeln war es vergönnt, ein noch größeres Wunder zu sehen: Ein Vater, der einem jetzt sterbenden Soldaten früher das leibliche Leben geschenkt hatte, ist nun Priester Jesu Christi, der ihm auch das ewige Leben schenkt. Der Sohn starb in den Armen seines Vaters.

Pater Wilhelm gab dem Herrn somit seine Frau und seinen Sohn. Kurz darauf wurde es ihm noch vergönnt, auch seine Tochter dem Herrn zu schenken, da sie sich entschloß, in ein Kloster einzutreten. Er selbst nahm ihre Gelübde entgegen, feierte die heilige Messe für sie und reichte ihr den Leib des Herrn. Danach kehrte er zu seinem Seelsorgeeinsatz an die Front zurück, wo er 1944 immer noch den Moment erwartete, auch sein eigenes Leben dem Herrn ganz hinzuschenken.

Bedürfen wir nicht alle der Heilung an Leib oder Seele? Lassen wir also auch uns von der Gnade bewegen und gehen auch wir zu Maria und mit ihr zu ihrem Sohn, unserem Herrn! Eher wirkt sie Wunder, als ihre Kinder im Stich zu lassen. Wollen wir uns ihr ganz anvertrauen und ihr alles überlassen, sie wird uns nicht enttäuschen.

P. Lukas Willy