63. Kapitel

Von den feindlichen Angriffen in der Todesstunde - Insbesondere von der Versuchung wider den Glauben und ihrer Abwehr

Mit vier ungemein gefährlichen Versuchungen pflegen unsere Feinde uns in der Todesstunde vornehmlich zu bestürmen; nämlich mit der Versuchung wider den Glauben, der Verzweiflung, der törichten Eitelkeit und mancherlei trügerischen Vorspiegelungen und Erscheinungen des Teufels als Engel des Lichtes.

Bezüglich der ersten Anfechtung: Beginnt der böse Feind dir mit falschen Beweisgründen zuzusetzen, dann laß unverzüglich alles Vernünfteln und sprich ganz energisch: „Weiche von mir, Satan, du Vater der Lüge, ich will von dir nichts wissen; es genügt mir der Glaube, den die heilige katholische Kirche lehrt!"

Selbst solchen Gedanken, die dem Glauben günstig scheinen, hänge möglichst wenig nach. Betrachte sie vielmehr als Fallstricke, mit denen der böse Feind dich zu fangen sucht.

Solltest du aber keine Zeit mehr finden, deine Gedanken von solchen Bildern abzulenken, so bleibe dennoch fest und standhaft und schenke keinem Beweise und Zeugnis, das der Widersacher aus der Heiligen Schrift anführt, Beachtung. Sie sind ja alle verstümmelt, schlecht angewandt oder falsch ausgelegt, so gut und einleuchtend sie auch scheinen mögen.

Fragt die listige Schlange nach der Glaubenslehre der katholischen Kirche, dann gib ihr keine Antwort, sondern erwecke einen Akt lebendigen Glaubens in deinem Herzen, da du ihre List durchschaust und erkennst, wie sie dich im Worte fangen will. Oder antworte ihr, um sie vor Wut bersten zu machen, daß die heilige katholische Kirche die Wahrheit lehre, und würde der Böse dann fragen, was diese Wahrheit eigentlich sei, erwidere ihm nur: gerade das, was sie glaubt.

Vor allem aber sei deine Seele ständig dem Gekreuzigten zugewandt, zu dem du immer wieder beten sollst: „O mein Gott, mein Schöpfer und Erlöser, eile mir zu helfen und verlaß mich nicht, damit ich nicht von der Wahrheit deines heiligen katholischen Glaubens abweiche. Und wie ich durch deine Huld und Gnade in dieser Wahrheit geboren wurde, so laß mich auch zu deiner Ehre mein irdisches Leben in ihr vollenden."