57. Kapitel

Von der Danksagung

Da alles Gute, das wir besitzen und tun, von Gott und durch Gott kommt, so sind wir ihm auch für alle unsere guten Werke und Siege, sowie für alle Wohltaten, besondere und allgemeine, die wir von seiner milden Hand empfangen haben, zum Dank verpflichtet.

Um dies auf die rechte Weise tun zu können, muß man die Gründe ins Auge fassen, warum der Herr uns seine Gnaden mitteilt. Denn aus dieser Erwägung und Erkenntnis lernt man, wie der Herr will, daß wir ihm danken.

Weil nun der Herr bei all seinen Wohltaten in erster Linie seine Ehre im Auge hat und uns zu seiner Liebe und seinem Dienst zu bewegen sucht, so frage dich vor allem: „Was hat Gott bewogen, mir diese Guttat und Gnade zu schenken und zu erweisen? War es seine Allmacht, Weisheit oder Güte?"

Siehst du dann, daß du in dir (wie auch an dir) nichts Empfehlenswertes für irgendeine Wohltat besitzest, sondern in deiner Undankbarkeit ihrer nur unwürdig bist, sprich in tiefer Demut zum Herrn: „Wie kommt es, o Herr, daß du dich herabläßt, einer unwürdigen Kreatur solche Wohltaten zu erweisen? Gepriesen sei dein Name in alle Ewigkeit!"

Und erkennst du schließlich, daß er mit seinen Wohltaten nur deine Liebe und deinen Gehorsam sucht, dann enflamme in dir die Liebe zu einem so liebevollen Herrn und ein aufrichtiges Verlangen, seinem Willen gemäß zu dienen.

Verbinde damit auch die gänzliche Hingabe deiner selbst, die du auf folgende Weise vornehmen kannst.