4. Kapitel

Kennzeichen des Misstrauens gegen sich selbst und des Vertrauens auf Gott

Vielfach glaubt auch ein Vermessener, daß er Mißtrauen gegen sich selbst und Vertrauen auf Gott besitze; und dennoch ist dem nicht so.

Am besten wirst du dies aus den Wirkungen, die deine Sünden und Fehltritte hervorrufen, erkennen können.

Wirst du nämlich nach einem Fehltritte unruhig und traurig, daß du schier der Verzweiflung anheimfällst und fast alle Hoffnung auf einen Fortschritt im Guten verlierst, dann ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, daß du mehr auf dich selbst als auf Gott vertraut hast. Und je größer deine Betrübnis und deine Niedergeschlagenheit sind, umso größer war auch dein Vertrauen auf dich selbst und umso kleiner auch das Vertrauen auf Gott.

Wer nicht auf sich selbst, sondern auf Gott allein sein Vertrauen gründet, der wundert sich gar nicht über einen Fehltritt und wird auch nicht traurig und vergrämt, eben weil er weiß, daß er aus Schwäche und Mangel an Gottvertrauen gefallen ist. Nun, noch mißtrauischer als zuvor, demütigt er sich und setzt ein noch größeres Vertrauen auf Gott. Und bei allem Haß gegen die Sünde und die ungeordneten Leidenschaften, in denen er die Ursache seines Straucheins erblickt, empfindet er einen tiefen, aber gelassenen Reueschmerz über die Beleidigung Gottes und setzt unbeirrt seinen Weg fort, indem er mit mehr Mut und Entschiedenheit seine Feinde bis in den Tod bekämpft.

 Wollte Gott, daß sich manche, die ein geistliches Leben führen wollen, dies mehr zu Herzen nähmen!

Fallen sie nämlich einmal in einen Fehler, so ist es um ihre Ruhe geschehen, die sie nimmer wiederfinden können noch wollen. Kaum vermögen sie die Stunde zu erwarten, wo sie ihren Beichtvater sprechen dürfen, mehr um ihre Angst und Unruhe, die ihrer Eigenliebe entspringen, loszuwerden, als aus einem anderen Beweggrund. Und doch sollten sie vorzüglich nur darum zu ihm hingehen, um sich durch Lossprechung vom Makel der Sünde zu reinigen und aus der heiligen Eucharistie neue Kraft zu schöpfen.