29.10.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 29.10.2027

»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten« (Mt 22,37–40). Jesus sagt nicht, dass das zweite Gebot mit dem ersten identisch ist, sondern dass es »ebenso wichtig« ist. Die beiden Gebote sind demnach nicht austauschbar, so als ob mit dem Gebot der Gottesliebe gleichzeitig auch das der Nächstenliebe erfüllt würde oder umgekehrt. Jedes hat seinen eigenen Gehalt, und beide müssen befolgt werden. Jesus stellt sie aber nebeneinander, um allen ihre enge Verbindung verständlich zu machen: es ist unmöglich, das eine zu befolgen, ohne das andere in die Tat umzusetzen. »Ihre unauflösliche Einheit wird von Christus mit den Worten und mit dem Leben bezeugt: Seine Sendung erreicht ihren Höhepunkt in dem Kreuz, das die Erlösung bringt, Zeichen seiner unteilbaren Liebe zum Vater und zur Menschheit« (Veritatis splendor, 14).

Um zu wissen, ob man Gott wirklich liebt, muss man prüfen, ob wir zu wahrer Liebe dem Nächsten gegenüber fähig sind. Und wenn wir wissen wollen, wie groß diese Nächstenliebe ist, müssen wir uns fragen, wie sehr wir Gott wirklich lieben. Denn »wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht« (1 Joh 4,20), und »wir erkennen, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen« (ebd., 5,2).

Maria vereinigt in ihrer Person das ganze Mysterium der Kirche, sie ist die »erwählte Tochter des Vaters« (TMA, 54), die das Gnadengeschenk Gottes frei angenommen und ihm bereitwillig zugestimmt hat. Als »Tochter« des Vaters war sie würdig, die Mutter seines Sohnes zu werden: »Mir geschehe, wie du es gesagt hast« (Lk 1,38). Sie ist die Mutter Gottes, weil sie ganz die Tochter des Vaters ist.

Nur ein Wunsch erfüllt ihr Herz, sie möchte die Christen in ihrem Bemühen, als Kinder Gottes zu leben, unterstützen. Als liebevolle Mutter führt Maria sie unablässig zu Christus, damit sie, ihm nachfolgend, lernen, ihre Beziehung zum Vater des Himmels zu vertiefen. Wie bei der Hochzeit zu Kana fordert Maria sie auf, das zu tun, was der Sohn ihnen sagt (vgl. Joh 2,5), in der gewissheit, dass das der Weg zum Haus des »Vaters des Erbarmens« (vgl. 2 Kor 1,3) ist.