29.09.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Fest der Heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Raphael

Zusammen mit dem Glauben an die Existenz der Engel erkennt der Glaube der Kirche auch bestimmte Züge an der Natur der Engel. Ihr rein geistiges Wesen schließt vor allem neben ihrem nicht-materiellen Dasein ihre Unsterblichkeit ein. Die Engel haben keinen Leib; sie können freilich unter bestimmten Umständen aufgrund ihrer Sendung zugunsten der Menschen in sichtbarer Gestalt erscheinen. Sie sind nicht dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen, das die ganze materielle Welt beherrscht. Jesus selbst hat dort, wo er über das zukünftige Leben der Auferstandenen spricht, bezüglich der Natur der Engel gesagt: ,,Sie (die Auferstandenen) können nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich geworden... sind“ (Lk 20,36).

Insofern die Engel Wesen von geistiger Natur sind, sind sie mit Verstand und freiem Willen ausgestattet, genau wie der Mensch, aber von höherem Grad als dieser, und doch auch nur in begrenzter, endlicher Weise infolge der Grenzen, die allen Geschöpfen eigen sind.

Die Engel sind also personale Wesen und darum wie der Mensch ebenfalls ,,Bild und Gleichnis“ Gottes. Die Heilige Schrift gibt den Engeln auch Benennungen, und zwar nicht nur persönliche wie die Eigennamen Gabriel, Rafael und Michael, sondern auch Gattungsnamen wie die Bezeichnungen Serafim, Kerubim, Throne, Mächte, Gewalten, Fürsten; die Heilige Schrift unterscheidet auch zwischen Engeln und Erzengeln.

Abschließend sei noch die Gelegenheit wahrgenommen und bemerkt, dass die Kirche in ihrer Liturgie drei Engel besonders verehrt; sie werden in der Heiligen Schrift mit Namen genannt. Der erste ist der Erzengel Michael (vgl. Dan 10, 13—20; Offb 12,7; Jud 7). Sein Name drückt zusammenfassend die wesentliche Haltung der guten Geister aus:

,,Mica-El“ heißt nämlich ,,Wer ist wie Gott?“ In diesem Namen finden wir also die heilbringende Entscheidung ausgedrückt, dank welcher die Engel ,,das Antlitz des himmlischen Vaters schauen‘‘. Der zweite ist Gabriel, eine Gestalt, die vor allem mit dem Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes verbunden ist (vgl. Lk 1, 19—26). Sein Name bedeutet: ,,Meine Macht ist Gott“ oder ,,Macht Gottes“, als ob er sagen wollte, das auf dem Höhepunkt der Schöpfung die Menschwerdung das erhabenste Zeichen des allmächtigen Vaters darstellt. Der dritte Erzengel schließlich heißt Rafael: ,,Rafa-El“ bedeutet: ,,Gott heilt“. Er ist uns bekannt geworden aus der Geschichte des Tobias im Alten Testament (vgl. Tob 12, 15—20 usw.). Diese Geschichte ist so bedeutsam im Hinblick darauf, dass wir die kleinen Kinder Gottes, die immer der Obhut, der Sorge und des Schutzes bedürfen, den Engeln anvertrauen.

Wenn wir ein wenig darüber nachdenken, sehen wir dass aus jeder dieser drei Gestalten Mica-EL, Gabri-EL und Rafa-EL auf besondere Weise die Wahrheit aufleuchtet, die in der vom Verfasser des Hebräerbriefes gestellten Frage enthalten ist: ,,Sind sie (die Engel) nicht alle dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen“ (Hebr 1,14)?