27.10.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Reich Gottes

Das endzeitliche Reich Christi und Gottes (vgl. Kol 1, 13) wird sich erfüllen, wenn der Herr alles in allen sein wird, nachdem er die Herrschaft Satans, der Sünde und des Todes gebrochen hat.

Doch Gottes Reich ist bereits „in geheimnisvoller Weise“ in der Geschichte gegenwärtig und in denjenigen wirksam, die ihn annehmen. Es ist gegenwärtig in der Wirklichkeit der Kirche, die Sakrament des Heiles und zugleich Geheimnis ist, dessen Grenzen allein der Barmherzigkeit des Vaters bekannt sind, der alle retten will. Die Heiligkeit der Kirche auf Erden ist die Vorwegnahme der künftigen Fülle des Reiches.

Die herrlichen Formulierungen des Kolosserbriefes in Bezug auf dieses Reich (Kol 1, 13) beziehen sich auf alle Christen, besonders aber auf Maria, die völlig bewahrt blieb von der Last des Bösen: „Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes“ (ebd.). In Christus ist Gottes Reich in die Geschichte eingebrochen, und alle, die ihn aufnahmen, sind dieses Reiches teilhaft geworden: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1, 12). Maria, die Mutter Christi und treue Jüngerin des Wortes, ist in ganzer Fülle in das Reich eingegangen. Ihr ganzes irdisches Dasein, als vom Herrn geliebt (kecharitoméne) und vom Geist beseelt, ist konkretes Zeugnis und Vorspiel der endzeitlichen Wirklichkeit.

Die Jungfrau Maria, die bereits in ihrem irdischen Leben Zeichen und Vorwegnahme der künftigen Güter war und nun verherrlicht ist an der Seite des Herrn Christus, ist Bild und Erfüllung des Reiches Gottes. Sie ist die erste, die Christus, dem „Erstgeborenen vieler Brüder“, dem „Ursprung der neuen Schöpfung“, dem „Haupt der Kirche“ (vgl. Kol 1, 18—20), folgen sollte. Die erste, die seine Herrlichkeit ererbt hat. Die Verherrlichung Mariens, unserer Schwester, ist die großartigste Bestätigung des Schriftwortes: „Er hat uns mit Christus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben“ (Eph 2, 6). Ihr Eingang in das endzeitliche Reich Gottes ist Unterpfand und Gewähr für die Teilhabe der ganzen Kirche, des Leibes Christi, an der Herrlichkeit ihres Herrn.