26.11.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Christkönigssontag

Sein Kommen in die Zeit! Wie konkret und eindrucksvoll hatte der Prophet Daniel es in seiner messianischen Vision angekündigt, als er vom Kommen eines „Menschensohnes“ sprach (Dan 7, 13) und die geistliche Dimension seiner Herrschaft mit folgenden Worten umriß: „Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter“ (Dan 7, 14). So sieht der Prophet Daniel, wahrscheinlich im 2. Jahrhundert, die Königsherrschaft Christi, noch ehe dieser in die Welt gekommen ist.

Was sich am Karfreitag vor Pilatus ereignete, läßt uns das prophetische Bild Daniels frei von jeder unpassenden Gedankenverbindung sehen. Denn es ist ja hier derselbe „Menschensohn“, der auf die vom römischen Statthalter an ihn gerichtete Frage antwortet. Und diese Antwort lautet: „Meine Königsherrschaft ist nicht von dieser Welt. Wenn meine Königsherrschaft von dieser Welt wäre, hatten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber meine Königsherrschaft ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18, 36).

Pilatus, Vertreter der im Namen der Weltmacht Rom über das Land Palästina ausgeübten Herrschaft, der Mann, der in irdisch-zeitlichen und politischen Kategorien denkt, versteht diese Antwort nicht. Deshalb fragt er zum zweiten Mal: „Also bist du doch ein König?“ (Joh 18, 37).

Und auch Christus antwortet zum zweiten Mal. Wie er beim ersten Mal erklärt hat, in welchem Sinn er nicht König ist, so antwortet er nun, um die Frage des Pilatus und zugleich die Frage der ganzen Menschheitsgeschichte, aller Herrscher und aller Politiker vollgültig zu beantworten: „Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme“ (vgl. Joh 18, 37).

Diese Antwort in Verbindung mit der ersten bringt die ganze Wahrheit über seine Königsherrschaft, die ganze Wahrheit über Christus, den König, zum Ausdruck.

Diese Wahrheit schließt auch jene Worte der Apokalypse ein, mit denen der Lieblingsjünger gewissermaßen im Licht des Gesprächs, das am Karfreitag im Palast des Pilatus in Jerusalem stattgefunden hatte, das ergänzt und vervollständigt, was einst der Prophet Daniel geschrieben hatte. Der hl. Johannes schreibt: „Siehe, er kommt mit den Wolken ‒ so hatte sich bereits Daniel ausgedrückt ‒, und schauen wird ihn jedes Auge, auch alle, die ihn durchbohrt haben ... So geschieht es. Amen!“ (Offb 1, 7).