26.06.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 26.06.2017

Der bekannteste Text von Johannes XXIII. ist wohl der „Dekalog der Gelassenheit“. Bei diesen „Zehn Geboten für den Alltag“ handelt es sich (aller Wahrscheinlichkeit nach) um eine Zusammenstellung von Tagebuchnotizen aus vielen Jahren. Diese Tagebuchnotizen geben den Blick frei auf wichtige persönliche Vorsätze von Angelo Roncalli. Als durchgängiges Motiv dieser einzelnen Vorsätze ist dabei die Frage zu erkennen: Worauf möchte ich achten, damit mein Alltag gelingt und mein Leben glückt? Wenn man die zehn Vorsätze aufmerksam liest, fällt einem auf, wie sehr sie vom Geist der Bergpredigt inspiriert sind. Da gibt es z. B. die Besinnung auf das Heute. Es kommt Roncalli nicht auf große Zukunftspläne an, denn „wenn man zu weit in die Zukunft schaut, läuft man Gefahr den Mut zu verlieren“. Vielmehr soll man jeden einzelnen Tag bewusst leben.

Genauso heißt es in der Bergpredigt: „Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“ (Mt 6,34) Daher beginnen alle „Zehn Gebote für den Alltag“ auch mit den Worten „nur für heute – solo per oggi“. Zwei Vorsätze Roncallis aus dem „Dekalog der Gelassenheit“ sollen hier exemplarisch genannt sein: „Nur für heute werde ich mit größter Sorgfalt auf mein Auftreten achten. Ich werde niemanden kritisieren, werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern. Nur mich selbst“. Das Gleichnis vom Balken im eigenen Auge scheint hier meines Erachtens als Impuls durch – verbunden mit der Mahnung: „Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“ (Mt 7,5). Als zweiter Vorsatz sei genannt: „Nur für heute will ich keine Angst haben. Ganz besonders nicht davor, mich an allem zur freuen, was schön ist – und an die Liebe zu glauben.“ Vielleicht darf man hier jene Sätze aus der Bergpredigt entdecken, die vom Auge handeln: „Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein.“ (Mt 6,22-23). Augen haben bzw. Augen entwickeln für das Schöne und Liebenswürdige, dazu ermutigt sich (und uns) also Roncalli.