26.04.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum heutigen Evangelium

In der Menschwerdung hat sich Christus arm gemacht, um uns mit seiner Armut zu bereichern. Er hat uns die Erlösung geschenkt, die vor allem das Ergebnis des von ihm am Kreuz vergossenen Blutes ist (vgl. KKK, 517). Auf dem Kalvarienberg hat er »unsere Schmerzen auf sich geladen […] er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen« (Jes 53,4–5). Das höchste Opfer seines Lebens, in freier Entscheidung für unsere Rettung gebracht, bezeugte die unendliche Liebe Gottes zu uns. Der Apostel Johannes schreibt in diesem Zusammenhang: »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (3,16). Er hat ihn gesandt, um in allem – außer in der Sünde – unsere menschliche Beschaffenheit zu teilen; er hat ihn den Menschen vollständig »geschenkt«, trotz ihrer verstockten und mörderischen Ablehnung (vgl. Mt 21,33–39), um durch seinen Tod die Versöhnung für sie zu erwirken. »Der Gott der Schöpfung offenbart sich als Gott der Erlösung, als Gott, der sich selbst treu ist, treu seiner Liebe zum Menschen und zur Welt, wie sie sich schon am Tag der Schöpfung offenbart hat […] Welchen Wert muss der Mensch in den Augen des Schöpfers haben, wenn ›er verdient hat, einen solchen und so großen Erlöser zu haben‹« (Redemptor hominis, 9.10).

Jesus ist dem Tod entgegengegangen und hat sich keiner der Konsequenzen seines »Mit-uns-Seins« als Emmanuel entzogen. Er hat sich für uns hingegeben und uns am Kreuz vom Bösen und von der Sünde erlöst (vgl. Evangelium vitae, 50). Der römische Hauptmann verstand, dass Jesus der Sohn Gottes war, als er sah, wie Jesus starb (vgl. Mk 15,39). So können auch wir, wenn wir den Gekreuzigten ansehen und ihn betrachten, verstehen, wer Gott wirklich ist, der in Ihm das Maß seiner Liebe zum Menschen offenbart (vgl. Redemptor hominis, 9). »Leiden« steht für leidenschaftliche Liebe, die im Sich-Hinschenken nicht berechnet: Die Passion Christi ist der Höhepunkt eines ganz den Brüdern »hingegebenen« Lebens, um das Herz des Vaters zu offenbaren. Das Kreuz, das sich von der Erde zu erheben scheint, hängt in Wirklichkeit vom Himmel herab – als göttliche Umarmung, die das Universum umfaßt. Das Kreuz »offenbart sich als Mittelpunkt, Sinn und Vollendung der ganzen Geschichte und jedes Menschenlebens« (EV, 50).

Botschaft zum Weltjugendtag, 29. Juni 1999