25.12.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 25.12.2017

»Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt« (Joh 1,14). Was den christlichen Glauben im Vergleich mit allen anderen Religionen kennzeichnet, ist die gewissheit, dass der Mensch Jesus von Nazaret der Sohn Gottes ist, das fleischgewordene Wort, die zweite Person der in die Welt gekommenen Dreifaltigkeit. »Das ist von Anfang an die freudige Überzeugung der Kirche. Sie besingt ›das große Geheimnis der Frömmigkeit‹: ›Er wurde offenbart im Fleisch‹ (1 Tim 3,16)« (Katechismus der Katholischen Kirche, 463). Der unsichtbare Gott ist lebendig und gegenwärtig in Jesus, dem Sohn der Gottesmutter Maria, der »Theotokos«. Jesus von Nazaret ist Gott-mit-uns, der Emmanuel: Wer ihn kennt, kennt Gott; wer ihn sieht, sieht Gott; wer ihm folgt, folgt Gott; wer sich ihm anschließt, ist Gott verbunden (vgl. Joh 12,44–50). In dem in Betlehem geborenen Jesus nimmt Gott Menschengestalt an und macht sich selbst zugänglich, indem er einen Bund mit dem Menschen schließt.

Auf der Schwelle zum neuen Jahrtausend erneuere ich euch gegenüber meinen dringenden Aufruf, die Tore weit für Christus zu öffnen, »der allen, die ihn aufnahmen, Macht gab, Kinder Gottes zu werden« (vgl. Joh 1,12). Christus aufzunehmen bedeutet, vom Vater den Auftrag zu erhalten, in der Liebe zu Ihm und zu den Brüdern und Schwestern zu leben und sich mit allen ohne jede Diskriminierung solidarisch zu fühlen. Es bedeutet, zu glauben, dass in der Menschheitsgeschichte, auch wenn sie vom Bösen und vom Leid gezeichnet ist, dem Leben und der Liebe das letzte Wort gehört. Denn Gott ist gekommen, um unter uns zu wohnen, damit wir in ihm wohnen können.

In der Menschwerdung hat sich Christus arm gemacht, um uns mit seiner Armut zu bereichern. Er hat uns die Erlösung geschenkt, die vor allem das Ergebnis des von ihm am Kreuz vergossenen Blutes ist (vgl. KKK, 517). Auf dem Kalvarienberg hat er »unsere Schmerzen auf sich geladen […] er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen« (Jes 53,4–5). Das höchste Opfer seines Lebens, in freier Entscheidung für unsere Rettung gebracht, bezeugte die unendliche Liebe Gottes zu uns. Der Apostel Johannes schreibt in diesem Zusammenhang: »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (3,16). Er hat ihn gesandt, um in allem – außer in der Sünde – unsere menschliche Beschaffenheit zu teilen; er hat ihn den Menschen vollständig »geschenkt«, trotz ihrer verstockten und mörderischen Ablehnung (vgl. Mt 21,33–39), um durch seinen Tod die Versöhnung für sie zu erwirken. »Der Gott der Schöpfung offenbart sich als Gott der Erlösung, als Gott, der sich selbst treu ist, treu seiner Liebe zum Menschen und zur Welt, wie sie sich schon am Tag der Schöpfung offenbart hat […] Welchen Wert muss der Mensch in den Augen des Schöpfers haben, wenn ›er verdient hat, einen solchen und so großen Erlöser zu haben‹« (Redemptor hominis, 9.10).