25.11.2017

Hl. Johannes Paul II. zum Wirken der Christen für den Frieden

Vor allem hat Christus durch seine Botschaft und sein Beispiel neue friedenstiftende Verhaltensweisen angeregt. Er hat die Friedensethik hoch über die gängigen Auffassungen von Gerechtigkeit und Anstand erhoben. Schon gleich am Anfang seiner Sendung ruft er aus: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“ (Mt 5, 9). Er sendet seine Jünger aus, den Frieden von Haus zu Haus, von Ort zu Ort zu tragen (ebd. 10,11 -13). Er ermahnt sie, den Frieden jeder Art von Rache, selbst gewissen legitimen Ansprüchen vorzuziehen, wodurch er die Wurzel der Aggressivität aus den Herzen der Menschen reißen möchte (ebd. 5, 38- 42). Er fordert, jene zu lieben, die durch Barrieren verschiedenster Art zu Feinden geworden sind (ebd. 5,43- 48). Er führt als Beispiel Fremde an, die man gewöhnlich verachtet, so die Samariter (vgl. Lfc 10, 33; 17, 16). Er lädt ein, stets demütig zu sein und grenzenlos zu verzeihen (vgl. Mt 18, 21-22). Die Bereitschaft, mit denen, die nicht einmal das Lebensnotwendige haben, zu teilen — was er zur Schlüsselfrage des Jüngsten Gerichtes gemacht hat -, muss auf radikale Weise dazu beitragen, brüderliche Beziehungen untereinander herzustellen.

Diese Aufforderungen Jesu und sein Beispiel haben schon an sich einen großen Niederschlag im Verhalten seiner Jünger gefunden, wie es die Geschichte seit zwei Jahrtausenden bezeugt. Das Wirken Christi liegt aber auf einer noch tieferen Ebene, die in einer geheimnisvollen Verwandlung des Herzens besteht. Er hat in der Tat verwirklicht, was die Engel bei seiner Geburt verkündet haben, nämlich dass „Friede ist auf der Erde bei den Menschen, die Gott liebt“ (Lfc 2,14), und das nicht nur, indem er ihnen die Liebe des Vaters offenbart, sondern sie vor allem durch sein Opfer mit Gott versöhnt. Denn es waren Sünde und Haß, die dem Frieden mit Gott und mit den Mitmenschen hinderlich im Wege standen: Er hat sie durch sein Lebensopfer am Kreuze vernichtet und jene, die einst Feinde waren, in einen Leib versöhnt (vgl. Eph 2, 16; Rom 12, 5). Deshalb waren die ersten Worte des Auferstandenen an die Apostel: „Der Friede sei mit euch“ (Joh 20,19). Diejenigen, die glauben, bilden in der Kirche eine prophetische Gemeinschaft.

Sie machen im Heiligen Geist, der von Christus vermittelt wird, nach der Taufe und der in ihr erfolgenden Eingliederung in den Mystischen Leib Christi die Erfahrung des Friedens, wenn Gott ihnen diesen durch das Sakrament der Versöhnung und in der eucharistischen Kommunion schenkt. Sie verkünden „das Evangelium vom Frieden“ (Eph 6, 15); sie bemühen sich, ihn in ihrem konkreten Alltag selbst zu leben; und sie verlangen nach der Zeit der vollkommenen Versöhnung, wo durch einen neuen Eingriff des lebendigen Gottes, der die Toten erweckt, der Mensch in völliger Transparenz vor Gott und vor seinen Brüdern und Schwestern stehen wird. Diese Glaubenssicht stützt das Wirken der Christen für den Frieden.