25.04.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum heutigen Evangelium = Missionsauftrag als Sendung im Geist

Wenn die Evangelisten von Begegnungen des Auferstandenen mit den Aposteln berichten, schließen sie alle mit dem messianischen Auftrag: »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern ... Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28, 18-20; vgl. Mk 16, 15-18; Lk 24, 46-49; Joh 20, 21-23).

Diese Sendung ist Sendung im Geist, wie aus dem Text bei Johannes klar hervorgeht: Christus sendet die Seinen in die Welt, wie der Vater ihn gesandt hat, und darum gibt er ihnen den Geist. Lukas seinerseits verbindet das Zeugnis, das die Apostel für Christus geben sollen, eng mit dem Wirken des Geistes, das sie befähigen wird, den empfangenen Auftrag zu verwirklichen.

Die verschiedenen Formen des Missionsauftrages enthalten Gemeinsamkeiten und charakteristische Akzente, zwei gemeinsame Elemente finden sich aber in allen Fassungen. Vor allem die universale Dimension der den Aposteln übertragenen Aufgabe: »Alle Völker« (Mt 28, 19); »die ganze Welt, allen Geschöpfen« (Mk 16, 15); »alle Völker« (Lk 24, 47); »bis an die Grenzen der Erde« (Apg 1, 8). An zweiter Stelle ist zu nennen die vom Herrn gegebene Zusicherung, dass sie bei dieser Aufgabe nicht allein sein werden, sondern dass sie die Kraft und Ausrüstung erhalten und die Macht des Geistes und die Gegenwart Jesu: »Sie zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei« (Mk 16, 20).

Was die unterschiedlichen Akzente für den Missionsauftrag betrifft, so stellt Markus die Sendung als Ausrufung oder Kerygma dar: »Verkündet das Evangelium« (Mk 16, 15). Ziel des Evangelisten ist es, den Leser dazu zu bringen, das Bekenntnis des Petrus zu wiederholen: »Du bist der Messias« (Mk 8, 29) und wie der römische Hauptmann in Gegenwart des am Kreuz gestorbenen Jesus zu sagen: »Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn« (Mk 15, 39). Bei Matthäus liegt der missionarische Akzent auf der Gründung der Kirche und der Unterweisung (vgl. Mt 28, 19-20;

16, 18): bei ihm also macht der Auftrag deutlich, dass die Verkündigung des Evangeliums durch eine spezifisch kirchliche und sakramentale Unterweisung ergänzt werden muss. Bei Lukas wird die Sendung als Zeugnis dargestellt (vgl. Lk 24, 48; Apg 1, 8), das besonders die Auferstehung betrifft (vgl. Apg 1, 22). Der mit der Sendung Beauftragte ist aufgerufen, an die verwandelnde Kraft des Evangeliums zu glauben und das zu verkünden, was Lukas gut zur Darstellung bringt, nämlich die Hinwendung zur Liebe und Barmherzigkeit Gottes, zur Erfahrung einer umfassenden Befreiung, die bis auf den Grund allen Übels reicht, die Sünde.

Johannes ist der einzige, der ausdrücklich vom »Auftrag« spricht, einem Wort, das mit »Mission« gleichbedeutend ist und die Sendung, die Jesus den Seinen aufträgt, unmittelbar mit jener verbindet, die er selbst vom Vater empfangen hat: »Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch« (Joh 20, 21). Jesus spricht zum Vater: »Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt« (Joh 17, 18). Die ganze Bedeutung der Sendung im Johannesevangelium kommt im Hohenpriesterlichen Gebet zum Ausdruck: »Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast« (Joh 17, 3). Letzter Sinn der Sendung ist es, Anteil zu geben an der Gemeinschaft, die zwischen Vater und Sohn besteht. Die Jünger sollen die Einheit untereinander leben, sie sollen im Vater und im Sohn »bleiben«, damit die Welt erkennt und glaubt (vgl. Joh 17, 21-23). Dies ist ein bezeichnender missionarischer Text. Er läßt begreifen, dass man Missionar zuallererst ist

durch das, was man ist, als Kirche, die zutiefst die Einheit der Liebe lebt, bevor man es ist durch das, was man sagt oder tut.