23.12.2017

Hl. Papst Johannes Paul II.: Höre auf die Stimme des Herrn

Das Lukasevangelium erzählt von einer Begegnung: Auf der einen Seite zieht der Trauerzug mit dem toten Sohn einer Witwe zum Friedhof, auf der anderen Seite kommt die freudige Schar der Jünger, die Jesus nachfolgen, um ihn zu hören. Auch heute, liebe Jugendliche, mag sich mancher im Trauerzug wiederfinden, der auf den Straßen Nains dahinzieht. Dies ist der Fall, wenn euch Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung überkommen, wenn ihr euch von den Illusionen der Konsumgesellschaft blenden lasst, die euch von der wahren Freude wegführen, um euch mit vergänglichen Vergnügungen in Bann zu ziehen und zu verschlingen. Ebenso trifft dies zu, wenn sich Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit in euch breit machen, wenn ihr vor dem Bösen und dem Leid in der Welt an der Gegenwart Gottes und seiner Liebe zu allen Menschen zweifelt, wenn ihr auf der Suche, den inneren Durst nach wahrer und reiner Liebe zu stillen, in ein ungeordnetes Gefühlsleben abdriftet. Genau in solchen Augenblicken kommt Christus zu einem jeden von euch wie zum jungen Mann aus Nain, um euch durch sein Wort wachzurütteln und aufzuwecken: „Steh auf!“ „Nimm diese Einladung an, die dich wieder aufrichtet!“

Dies sind nicht bloß Worte. Jesus selbst steht euch gegenüber, das menschgewordene Wort Gottes. Er ist „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1, 9), die Wahrheit, die uns frei macht (vgl. Joh 14, 6), das Leben, das uns der Vater in Fülle gibt (vgl. Joh 10, 10). Das Christentum ist nicht einfach eine Art Kultur oder eine Ideologie, selbst nicht ein System von noch so erhabenen Grundsätzen und Werten. Das Christentum ist eine Person, eine Gegenwart, ein Gesicht: Jesus Christus, der dem Leben der Menschen Sinn und Inhalt gibt.

[...] Werde nicht müde beim Training in der schwierigen Disziplin des Hörens. Höre auf die Stimme des Herrn, der auch durch die alltäglichen Geschehnisse zu dir spricht, in Freud und Leid, die dich begleiten, durch die Menschen um dich herum und durch die Stimme des Gewissens, das nach Wahrheit und Glück, nach dem Guten und Schönen verlangt. Wenn du dein Herz und deinen Geist bereitwillig zu öffnen weißt, wirst du „deine Berufung“ entdecken, jenen Plan, den Gott immer schon in seiner Liebe für dich vorgesehen hat.