23.07.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 23.07.2017

Nach der Heiligen Schrift des Alten und besonders des Neuen Testaments umfassen Herrschaft und Einflussnahme Satans und der anderen bösen Geister die ganze Welt. Wir denken da an das Gleichnis Jesu vom Acker, der die Welt ist, an das Gleichnis vom guten Samen und vom Unkrautsamen, den der Teufel mitten unter den Weizen in der Absicht sät, die gute Saat in den Herzen zu vernichten (vgl. Mt 13,38-39). Wir denken auch an die zahlreichen Mahnungen zur Wachsamkeit (vgl. Mt 26,41; 1 Petr 5,8), an das Gebet und das Fasten (vgl. Mt 17,21) und denken an die nachdrückliche Versicherung des Herrn Jesus: „Diese Art von Dämonen kann nur durch Gebet ausgetrieben werden“ (Mk 9,29).

Die Tätigkeit Satans besteht vor allem darin, die Menschen zum Bösen zu verführen, indem er ihr Vorstellungsvermögen und ihre höheren Fähigkeiten beeinflusst, um sie in die dem Gesetz Gottes entgegengesetzte Richtung zu lenken. Satan stellte sogar Jesus auf die Probe (vgl. Lk 4,3-13) mit dem extremen Versuch, den Forderungen der Heilsökonomie, so wie sie von Gott geplant war, entgegenzuarbeiten.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Böse Feind es in gewissen Fällen so weit treibt, seinen Einfluss nicht nur auf materielle Dinge, sondern auch auf den Leib des Menschen auszuüben. Man spricht dann von „Besessenheit durch den Teufel“ (vgl. Mk 5,2-9). Es ist oft schwierig, das Außernatürliche, das in solchen Fällen vorkommt, zu unterscheiden, die Kirche versteht sich nicht leicht dazu und gibt nicht leicht der Tendenz nach, viele Tatsachen der direkten Intervention des Teufels zuzuschreiben. Aber vom Prinzip her kann man es nicht verneinen, dass der Satan in seinem Wollen, zu schaden und zum Bösen zu verführen, es zu dieser extremen Bekundung seiner Gewalt bringen kann.

Schließlich müssen wir noch hinzufügen, dass die beeindruckenden Worte des Apostels Johannes: „Die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen“ (1 Joh 5,19) auch auf die Präsenz (Anwesenheit) Satans in der Geschichte der Menschheit hindeuten, eine Präsenz, die sich allmählich zuspitzt, wenn der Mensch und die Gesellschaft sich von Gott entfernen. Der Einfluss des bösen Geistes kann ganz tief im Dunkeln verborgen am Werk sein; es entspricht ja seinen Interessen, unerkannt zu bleiben. Die besondere Gewandtheit des Teufels in dieser Welt besteht darin, die Menschen dazu zu verführen, seine Existenz zu leugnen, und zwar im Namen des Rationalismus und eines jeden derartigen Denksystems , das alle möglichen Ausflüchte sucht, um ja nicht das Wirken des Teufels zugeben zu müssen. Das bedeutet aber nicht, dass dem Menschen sein freier Wille und die Verantwortung genommen und das Heilswirken Christi hinfällig würde. Es handelt sich vielmehr um einen Konflikt zwischen den finsteren Gewalten des Bösen und der Kraft der Erlösung. In dieser Hinsicht sind die Worte Jesu zu Petrus am Beginn der Passion vielsagend: „ ... Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt“ (Lk 22,31).

Darum begreifen wir, wie Jesus das Gebet, das Er uns gelehrt hat, das Vaterunser, das das Gebet vom Gottesreich ist, fast herb abschließt, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Gebeten seiner Zeit. Er erinnert uns an unsere Lage als solche, die den Nachstellungen des Bösen, des Widersachers, ausgesetzt sind. Der Christ, der im Namen Jesu den Vater im Himmel anruft und um das Kommen seines Reiches bittet, ruft mit der Kraft des Glaubens: Laß uns nicht in der Versuchung unterliegen, erlöse uns von dem Bösen! Gib, Herr, dass wir nicht in die Untreue fallen, zu der uns jener verführen möchte, der von Anfang an untreu war.