21.12.2017

Hl. Johannes Paul II. zum Evangelium vom 21.12.2017

Kurz nach dem Verkündigungsbericht läßt uns der Evangelist Lukas der Jungfrau von Nazaret auf ihrem Weg in »eine Stadt im Bergland von Judäa« folgen (Lk 1, 39). Nach den Gelehrten müßte diese Stadt das heutige Ain-Karim sein, das in den Bergen nicht weit von Jerusalem liegt. Maria »eilte« dorthin, um Elisabet, ihre Verwandte, zu besuchen. Der Grund für diesen Besuch liegt auch darin, dass Gabriel bei der Verkündigung in bedeutungsvoller Weise Elisabet genannt hat, die noch im vorgeschrittenen Alter durch Gottes mächtiges Wirken einen Sohn von ihrem Mann Zacharias empfangen hatte: »Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich« (Lk 1, 36-37). Der göttliche Bote verwies auf das Geschehen in Elisabet, um auf die Frage Marias zu antworten: »Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?« (Lk 1, 34). Ja, es wird möglich durch die »Kraft des Höchsten«, genauso, und sogar noch mehr, wie bei Elisabet.

Maria begibt sich also aus Liebe in das Haus ihrer Verwandten. Als sie dort eintritt und Elisabet bei der Antwort auf ihren Gruß das Kind in ihrem Leib hüpfen fühlt, da grüßt diese, »vom Heiligen Geist erfüllt«, ihrerseits Maria mit lauter Stimme: »Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes« (vgl. Lk 1, 40-42). Dieser preisende Ausruf Elisabets sollte dann als Fortsetzung des Grußes des Engels in das Ave-Maria eingehen und so zu einem der am häufigsten gesprochenen Gebete der Kirche werden. Noch bedeutungsvoller aber sind die Worte Elisabets in der Frage, die folgt: »Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?« (Lk 1, 43). Elisabet gibt Zeugnis für Maria: Sie erkennt und bekennt, dass vor ihr die Mutter des Herrn, die Mutter des Messias, steht. An diesem Zeugnis beteiligt sich auch der Sohn, den Elisabet in ihrem Schoß trägt: »Das Kind hüpfte vor Freude in meinem Leib« (Lk 1, 44). Das Kind ist der künftige Johannes der Täufer, der am Jordan auf Jesus, den Messias, hinweisen wird.

Jedes Wort im Gruß Elisabets ist voller Bedeutung; doch von grundlegender Wichtigkeit scheint zu sein, was sie am Ende sagt: »Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ« (Lk 1, 45).28 Diese Worte kann man neben die Anrede »du Begnadete« beim Gruß des Engels stellen. In beiden Texten offenbart sich die Wahrheit ihres wesentlich mariologischen Inhalts, das heißt die Wahrheit über Maria, die im Geheimnis Christi gerade darum wirklich gegenwärtig geworden ist, weil sie »geglaubt hat«. Die Fülle der Gnade, die der Engel verkündet, bedeutet das Geschenk Gottes selbst; der Glaube Marias, der von Elisabet beim Besuch gepriesen wird, zeigt, wie die Jungfrau von Nazaret auf dieses Geschenk geantwortet hat.