19.06.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Handeln Gottes durch das Leiden

Das Leiden ist stets eine Prüfung — manchmal eine recht harte Prüfung -, der die Menschheit unterzogen wird. Aus den Paulusbriefen spricht wiederholt zu uns jenes evangelische Paradox von der Schwachheit und der Stärke, das der Apostel ganz besonders an sich selbst erfahren hat und das mit ihm alle jene erleben, die an den Leiden Christi teilhaben. Er schreibt im zweiten Korintherbrief: »Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt«. Im zweiten Brief an Timotheus lesen wir: »Darum muss ich auch dies alles erdulden; aber ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe«. Und im Philipperbrief heißt es sogar: »Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt«.

Wer teilhat an den Leiden Christi, hat das Ostergeheimnis des Kreuzes und der Auferstehung vor Augen, bei dem Christus in einer ersten Phase bis zu den letzten Grenzen menschlicher Schwachheit und Ohnmacht herabsteigt; denn er stirbt angenagelt an ein Kreuz. Wenn sich aber in dieser Schwachheit zugleich seine Erhöhung vollzieht, die durch die Kraft der Auferstehung bestätigt wird, bedeutet das, dass die Schwachheit aller menschlichen Leiden von derselben Macht Gottes, die sich im Kreuz Christi offenbart hat, durchdrungen werden kann. In dieser Sicht heißt leiden besonders empfänglich und offen werden fur das Wirken der heilbringenden Kräfte Gottes, die der Menschheit in Christus dargeboten werden. In ihm hat Gott bekräftigt, dass er besonders durch das Leiden handeln will, das Schwachheit und Entäußerung des Menschen ist; gerade in dieser Schwachheit und Entäußerung will er seine Macht offenbaren. So läßt sich auch die Empfehlung des ersten Petrusbriefes erklären: »Wenn er aber leidet, weil er Christ ist, dann soll er sich nicht schämen, sondern Gott verherrlichen, indem er sich zu diesem Namen bekennt«.