18.11.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 18.11.2017

»Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?« (Lk 18, 8). Wird er ihn auf dieser Erde unseres Europas alter christlicher Tradition noch finden? Das ist eine offene Frage, die mit aller Klarheit auf die Tiefgründigkeit und Dramatik einer der ernstesten Herausforderungen hinweist, mit denen sich unsere Kirchen auseinandersetzen müssen. Man kann sagen – wie es bei der Synode unterstrichen wurde –, dass diese Herausforderung oft nicht so sehr darin besteht, die Neubekehrten zu taufen, sondern die Getauften dahin zu bringen, sich zu Christus und seinem Evangelium zu bekehren: In unseren Gemeinden muss man sich ernsthaft darum bemühen, das Evangelium der Hoffnung allen zu bringen, die dem Glauben fernstehen oder sich von der christlichen Praxis entfernt haben.

Um das Evangelium der Hoffnung verkündigen zu können, ist eine feste Treue zum Evangelium selbst notwendig. Die Verkündigung der Kirche in allen ihren Formen muss daher immer mehr die Person Jesu in den Mittelpunkt stellen und sie muss immer mehr auf ihn hinlenken. Es gilt darüber zu wachen, dass er in seiner Ganzheit vorgestellt wird: nicht nur als sittliches Vorbild, sondern vor allem als der Sohn Gottes, der einzige und notwendige Retter aller, der in seiner Kirche lebt und wirkt. Damit die Hoffnung wahr und unzerstörbar sei, sollte in der Pastoraltätigkeit in den kommenden Jahren »die unverkürzte, klare und erneuerte Verkündigung des auferstandenen Jesus Christus, der Auferstehung und des ewigen Lebens« an erster Stelle stehen.

Auch wenn das zu verkündende Evangelium zu allen Zeiten dasselbe ist, so gibt es doch verschiedene Formen der Verkündigung. Jeder ist demnach eingeladen, Jesus und den Glauben an ihn bei allen Gelegenheiten zu ,,verkünden'', anderen den Glauben ,,anziehend'' erscheinen zu lassen durch die Art persönlichen, familiären, beruflichen und gemeinschaftlichen Lebens, die das Evangelium widerspiegelt; um sich herum Freude, Liebe und Hoffnung ,,auszustrahlen'', damit viele, wenn sie unsere guten Werke sehen, den Vater im Himmel preisen (vgl. Mt 5, 16), so dass sie ,,angesteckt'' und gewonnen werden; ,,Sauerteig'' zu werden, der von innen her jede kulturelle Ausdrucksform umwandelt und belebt.