17.07.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zur Annahme des Kreuzes als Geschenk

In einem Passionslied heißt es: „Unter der Last des Kreuzes nimmt Jesus den Mann aus Zyrene auf“. Worte, die eine völlige Umkehr der Sichtweise ahnen lassen: Der verurteilte Gottessohn erscheint als einer, der gewissermaßen das Kreuz „zum Geschenk macht“.

War es etwa nicht er, der gesagt hat: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10,38)?

Simon empfängt ein Geschenk.

Er ist dessen „würdig“ geworden.

Was in den Augen der Menge seine Würde verletzen mochte, hat ihm dagegen im Ausblick auf die Erlösung eine neue Würde verliehen. Der Sohn Gottes hat ihn auf einzigartige Weise zum Teilhaber an seinem Heilswerk gemacht.

Ist sich Simon dessen bewusst?

Der Evangelist Markus bezeichnet Simon von Zyrene als „Vater des Alexander und des Rufus“ (15,21).

Wenn die Söhne des Simon von Zyrene in der christlichen Urgemeinde bekannt waren, kann man wohl annehmen, dass auch Simon selbst, als er das Kreuz trug, zum Glauben an Christus fand. Freiwillig ist er vom Zwang zur Verfügbarkeit gelangt, innerlich gleichsam eingeholt von den Worten: „Wer nicht sein Kreuz mit mir trägt, ist meiner nicht würdig“.

Als er das Kreuz trug, wurde er in die Erkenntnis des Evangeliums vom Kreuz eingeführt.

Seither spricht dieses Evangelium zu so vielen, ja unzähligen „Zyrenern“, die im Laufe der Geschichte gerufen waren, mit Jesus das Kreuz zu tragen.