16.11.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zum Evangelium vom 16.11.2017

Als Jesus »von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch« (Lk 17,20 –21).

Christus stellt der Versuchung all jener, die apokalyptische Szenarien vom Untergang des Reiches Gottes andeuten, oder derer, die ihre vom Schlaf der Gleichgültigkeit schwer gewordenen Augen schließen, das unscheinbare Kommen des neuen Himmels und der neuen Erde entgegen. Dieses Kommen ähnelt dem verborgenen und doch eifrigen Wachsen des Samens in der Erde (vgl. Mk 4,26 –29).

Gott ist also in das Menschengeschehen und in die Welt eingetreten; er geht still voran und wartet geduldig auf die Menschheit mit ihren Verzögerungen und ihren Bedingtheiten. Er respektiert ihre Freiheit, er stützt sie, wenn Verzweiflung sich ihrer bemächtigt, er führt sie von einem Lebensabschnitt zum nächsten und lädt sie ein, bei seinem Plan der Wahrheit, Gerechtigkeit und des Friedens seines Reiches mitzuarbeiten. Göttliches Tun und menschlicher Einsatz müssen also ineinandergreifen. »Daraus wird klar, dass die christliche Botschaft die Menschen nicht vom Aufbau der Welt ablenkt noch zur Vernachlässigung des Wohls ihrer Mitmenschen hintreibt, sondern sie vielmehr strenger zur Bewältigung dieser Aufgaben verpflichtet« (Gaudium et spes, 34).