15.08.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zur Aufnahme Marias in den Himmel

Durch ihre Mittlerschaft, die jener des Erlösers untergeordnet ist, trägt Maria in besonderer Weise zur Verbundenheit der pilgernden Kirche auf Erden mit der eschatologischen und himmlischen Wirklichkeit der Gemeinschaft der Heiligen bei, da sie ja schon »in den Himmel aufgenommen« worden ist. Die Wahrheit von der Aufnahme Marias, die von Pius XII. definiert wurde, ist vom II. Vatikanischen Konzil bekräftigt worden, das den Glauben der Kirche auf folgende Weise ausdrückt: »Schließlich wurde die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt, nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn erhöht, um vollkommener ihrem Sohn gleichgestaltet zu sein, dem Herrn der Herren (vgl. Offb 19, 16) und dem Sieger über Sünde und Tod«. Mit dieser Lehre hat Pius XII. an die Tradition angeknüpft, die in der Geschichte der Kirche, sei es im Orient oder im Okzident, vielfältige Ausdrucksformen gefunden hat.

Im Geheimnis ihrer Aufnahme in den Himmel haben sich an Maria alle Wirkungen der alleinigen Mittlerschaft Christi, des Erlösers der Welt und auferstandenen Herrn, auf endgültige Weise erfüllt: »Alle werden in Christus lebendig gemacht. Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge: Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören« (1Kor 15, 22-23). Im Geheimnis der Aufnahme in den Himmel kommt der Glaube der Kirche zum Ausdruck, nach dem Maria »durch ein enges und unauflösliches Band« mit Christus verbunden ist. Denn wenn die jungfräuliche Mutter in einzigartiger Weise mit ihm bei seinem ersten Kommen verbunden war, wird sie es durch ihr fortwährendes Mitwirken mit ihm auch in der Erwartung seiner zweiten Ankunft sein; »im Hinblick auf die Verdienste ihres Sohnes auf erhabenere Weise erlöst«, hat sie jene Aufgabe als Mutter und Mittlerin der Gnade auch bei seiner endgültigen Ankunft, wenn alle zum Leben erweckt werden, die Christus angehören, und »der letzte Feind, der entmachtet wird, der Tod ist« (1 Kor 15, 26).

Mit dieser Erhöhung der »erhabenen Tochter Zion« durch ihre Aufnahme in den Himmel ist das Geheimnis ihrer ewigen Herrlichkeit verbunden. Die Mutter Christi ist nämlich als »Königin des Alls« verherrlicht worden. Diejenige, die sich bei der Verkündigung als »Magd des Herrn« bezeichnet hat, ist bis zum Ende dem treu geblieben, was diese Bezeichnung zum Ausdruck bringt. Dadurch hat sie bekräftigt, dass sie eine wahre »Jüngerin« Christi ist, der den Dienstcharakter seiner Sendung nachdrücklich unterstrichen hat: Der Menschensohn »ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele« (Mt 20, 28). So ist auch Maria die erste unter denen geworden, die »Christus auch in den anderen dienen und ihre Brüder in Demut und Geduld zu dem König hinführen, dem zu dienen herrschen ist«, und hat jenen »Zustand königlicher Freiheit«, der den Jüngern Christi eigen ist, vollkommen besessen: Dienen bedeutet herrschen!