14.12.2017

Hl. Papst Johannes Paul II.: Gott erschuf die Engel als freie Wesen

Heute führen wir unsere Katechese über die heiligen Engel fort, dessen Existenz, gewollt durch einen Akt der göttlichen Liebe, wir mit den Worten des nicaeno-constantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses bekennen: „Ich glaube an den einen Gott, den Vater den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der sichtbaren und der unsichtbaren Dinge.“

In der Vollkommenheit ihrer Geistnatur sind die Engel von Anfang an kraft ihres Intellekts dazu berufen, die Wahrheit zu erkennen und das Gute zu lieben, das sie in viel umfassenderer und vollkommenerer Weise, als dies dem Menschen möglich ist, in der Wahrheit erkennen. Diese Liebe ist ein freier Willensakt, auf Grund dessen auch für die Engel ihre Freiheit die Möglichkeit in sich schließt, eine Entscheidung für oder gegen das Gute, das sie erkennen, also für oder gegen Gott selbst, zu treffen.

Es muss hier wiederholt werden, was bereits in bezug auf den Menschen gilt: Mit der Erschaffung freier Wesen wollte Gott, dass sich in der Welt jene wahre Liebe verwirkliche, die einzig und allein auf der Grundlage der Freiheit möglich ist. Gott wollte also, dass das nach seinem Bild und Gleichnis geformte Geschöpf Ihm, der „die Liebe“ ist (1 Joh 4,16), möglichst vollkommen ähnlich werden könne. Wenn Gott die reinen Geister als freie Wesen erschaffen hat, so musste Er in seiner Vorsehung auch die Möglichkeit zur Sünde der Engel voraussehen. Aber weil die göttliche Vorsehung ewige Weisheit ist, die liebt, so wusste Gott aus der Geschichte dieser Sünde, die als Sünde eines reinen Geistes unvergleichlich radikaler ist, das endgültig Gute des ganzen geschaffenen Kosmos zu gewinnen.

Tatsächlich scheiden sich die reinen Geister, wie die Offenbarung deutlich sagt, in gute und böse. Diese Scheidung ist jedoch nicht durch Gottes Schöpfungstat bewirkt worden, sondern auf Grund der Freiheit der Geistnatur, die einem jeden dieser rein geistigen Wesen zu eigen ist. Diese Scheidung wurde bewirkt durch die Entscheidung, die bei den rein geistigen Wesen einen unvergleichlich radikaleren Charakter besitzt und unwiderruflich (irreversibel), d.h. nicht rückgängig zu machen ist in Anbetracht des hohen Grades von intuitiver Erkenntnis und Durchdringung des Guten, womit der Verstand dieser Geistwesen ausgestattet ist.

In diesem Zusammenhang muss nun gesagt werden, dass die reinen Geister — wie später die Menschen — einer moralischen Prüfung unterworfen worden sind. Dabei ging es um eine Entscheidung vor allem im Hinblick auf Gott selbst, der von den reinen Geistwesen seinem Wesen nach stärker und unmittelbarer erkannt wurde, als dies dem Menschen möglich ist, zumal Gott diesen Geistwesen noch vor dem Menschen die Teilhabe an seiner göttlichen Natur geschenkt hat.