14.11.2017

Hl. Papst Johannes Paul II. zur wahren Freiheit des Menschen

Der Mensch kann nicht wirklich frei sein noch die wahre Freiheit fördern, wenn er nicht die Transzendenz seines Seins über die Welt hinaus und seine Beziehung zu Gott anerkennt und lebt; denn die Freiheit ist immer die des Menschen, der nach dem Bild seines Schöpfers geschaffen ist. Der Christ findet im Evangelium eine Bestätigung und Vertiefung dieser Überzeugung. Christus, der Erlöser des Menschen, macht frei. „Wenn euch der Sohn frei macht, dann seid ihr in Wahrheit frei“, sagt der Apostel Johannes (Joh 8, 36). Und der Apostel Paulus fügt hinzu: „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“ (2 Kor 3, 17). Frei sein von Ungerechtigkeit, von Furcht, von Zwang, von Leid würde nichts nützen, wenn man in der Tiefe des Herzens ein Sklave, ein Sklave der Sünde bleiben würde.

Um wirklich frei zu sein, muss der Mensch von dieser Versklavung befreit und in eine neue Kreatur verwandelt werden. Die radikale Freiheit des Menschen hat ihren Raum im innersten Kern des Menschen, dort wo er sich in der Bekehrung des Herzens für Gott öffnet; denn im Herzen des Menschen liegen die Wurzeln aller Zwänge, aller Verletzungen der Freiheit. Schließlich kommt für den Christen die Freiheit nicht vom Menschen selbst: sie zeigt sich im Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes und in der Treue zu seiner Liebe. Hier findet der Jünger Christi die Kraft, um für die Freiheit in der Welt zu kämpfen. Angesichts der Schwierigkeiten dieser Aufgabe läßt er sich nicht zu Untätigkeit oder Mutlosigkeit verleiten; denn er setzt seine Hoffnung auf Gott, der unterstützt und fruchtbar macht, was immer in seinem Geist getan wird.

Die Freiheit ist das Maß der Reife eines Menschen und einer Nation. Somit kann ich meine Botschaft nicht beenden, ohne noch einmal den eindringlichen Aufruf zu wiederholen, den ich schon am Anfang an euch gerichtet habe: Wie der Frieden ist auch die Freiheit eine Anstrengung, die man immer wieder neu unternehmen muss, um dem Menschen sein volles Menschsein zu geben. Erwarten wir nicht den Frieden vom Gleichgewicht des Schreckens! Nehmen wir die Gewalt nicht als einen Weg zum Frieden! Beginnen wir vielmehr damit, die wahre Freiheit zu respektieren: Der Frieden, der daraus erwächst, wird imstande sein, die Erwartung der Welt zu erfüllen; denn er wird gerecht sein und sich auf die unvergleichliche Würde des freien Menschen gründen.